Erste Leichen überführt Niederländer trauern um ihre Toten
23.07.2014, 19:11 Uhr
Die Niederlande durchleben traurige Tage. Die ersten Toten von Flug MH17 kommen in der Heimat an. Das Land gedenkt ihnen mit einer Schweigeminute. Landesweit steht das öffentliche Leben still - Züge und Busse bleiben stehen, Verkäufer halten inne.
Ein Land in Trauer hat die ersten nach Hause überführten Todesopfer des Flugzeugabsturzes in der Ostukraine empfangen. Das niederländische Königspaar, Regierungschef Mark Rutte und zahlreiche Angehörige warteten auf dem Flughafen Eindhoven, als am Nachmittag ein Transportflugzeug vom Typ Hercules die ersten Särge mit den sterblichen Überresten aus dem ukrainischen Charkiw brachte. Kurz danach folgte eine australische Maschine. Beide waren am Morgen mit insgesamt 40 Särgen an Bord im Charkiw gestartet. Mit einer Schweigeminute gedachten die über 1300 versammelten Menschen, allen voran König Willem-Alexander und Königin Máxima, der Opfer.
Nach der Landung der beiden Maschinen spielte ein Trompeter auf dem Rollfeld den letzten Gruß. Das war auch das Signal für eine landesweite Schweigeminute. Von Groningen bis Maastricht stand das öffentliche Leben weitgehend still. Züge und Busse stoppten, der Luftraum war für rund 15 Minuten gesperrt. In Geschäften und Supermärkten wurde die Arbeit eingestellt. Anschließend wurden im ganzen Land die Kirchenglocken geläutet. Auf dem Domplatz von Utrecht hatten sich über 1000 Menschen versammelt, als die Trauerglocke des Doms "Salvator" läutete.
Niederlande beginnen Untersuchung
In einer langen Kolonne fuhren die 40 Leichenwagen mit einer Polizeieskorte zur Kaserne in Hilversum unweit von Amsterdam. Dort sollen die Opfer identifiziert werden. Insgesamt werden 75 Gerichtsmediziner täglich daran arbeiten. Beim mutmaßlichen Abschuss von MH17 waren alle 298 Menschen an Bord ums Leben gekommen - unter ihnen 193 Niederländer. Der Unglücksjet der Malaysia Airlines war auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur. Bei der Zeremonie waren auch Vertreter aus jenen Ländern anwesend, aus denen andere Passagiere des Flugs MH17 stammten. Bis Freitag sollen alle geborgenen Leichen vom Absturzort in der Ostukraine in die Niederlande gebracht werden.
Der nationale Sicherheitsrat der Niederlande hat die Untersuchung nach der Ursache des Absturzes von Flug MH17 über der Ostukraine begonnen. Die Experten hätten aber noch keinen Zugang zur Absturzstelle, teilte der Rat in Den Haag mit. "Zur Zeit gibt es keine Garantie für die Sicherheit der Experten." Der Rat bemüht sich nach eigenen Angaben darum, den Schutz der Ermittler zu organisieren. Die Niederlande hatten auf Ersuchen der Ukraine die Leitung der internationalen Untersuchung übernommen. Die zwei Flugschreiber der Boeing der Malaysia Airlines werden zurzeit in Großbritannien ausgewertet. Erste Ergebnisse erwartet der niederländische Rat in einigen Wochen.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa