Politik

Um weitere Eskalation zu verhindern Niederlande blasen Militäreinsatz in Ukraine ab

Eine ganze Reihe niederländischer Ermittler ist bereits vor Ort - diese sind allerdings unbewaffnet.

Eine ganze Reihe niederländischer Ermittler ist bereits vor Ort - diese sind allerdings unbewaffnet.

(Foto: dpa)

Zehn Tage sind seit dem tragischen Absturz von Flug MH17 vergangen - und immer noch liegen Leichen zwischen den Trümmern der Maschine. Eigentlich sollen nun niederländische Soldaten die Arbeit der internationalen Experten sichern, doch die Kämpfe in der Gegend werden immer heftiger.

Angesichts der heftigen Kämpfe in der Ostukraine schicken die Niederlande keine militärische Schutztruppe zu dem Absturzgebiet von Flug MH17. Die neu aufgeflammten Kämpfe zwischen der ukrainischen Armee und prorussischen Rebellen rund um das Gebiet machten einen solchen Einsatz unmöglich, sagte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte in Den Haag nach einer Dringlichkeitssitzung seines Kabinetts.

Die Niederlande, Australien und Malaysia wollten militärische Spezialkräfte einsetzen, um forensische Experten und Ermittler zu schützen. Sie sollen weitere Opfer bergen und Ursachen des Absturzes der Boeing von Malaysia Airlines am 17. Juli untersuchen. Doch das Risiko, dass dann mehrere Länder in den Konflikt verwickelt würden, ist nach den Worten Ruttes zu groß. Selbst ein begrenzter militärischer Einsatz könne zu einer weiteren Eskalation führen.

Der niederländische Außenminister Frans Timmermans sollte noch am Abend gemeinsam mit seiner australischen Amtskollegin Julie Bishop nach Kiew reisen. Beide wollten am Montag erneut mit der ukrainischen Regierung über die Sicherheit der internationalen Experten beraten. Die Niederlande werden aber das bisherige Einsatzteam um weitere 60 forensische Spezialisten und 60 unbewaffnete Militärpolizisten verstärken. Zurzeit sind 40 Militärpolizisten und 23 Experten in dem Gebiet. Auch Australien und Malaysia wollten weitere Experten und Polizisten schicken.

Immer noch Leichen zwischen den Trümmern

Zehn Tage nach dem Absturz der Maschine hatten heftige Kämpfe die Bergungsarbeiten erneut blockiert. Ein internationales Expertenteam musste seinen geplanten Besuch an der Stelle absagen. Auch die 40 niederländischen Militärpolizisten, die sich seit Samstag in Charkiw aufhalten, konnten nicht in das Gebiet reisen. "Wegen Kämpfen in dem Gebiet ist die Lage vorläufig zu instabil, um sicher an der Absturzstelle zu arbeiten", sagte die Regierung in Den Haag. Die Sicherheitslage werde nun täglich neu geprüft.

In dem Gebiet haben prorussische Rebellen faktisch die Kontrolle. "Es ist unrealistisch, auch mit einer größeren internationalen Militärmacht das militärische Übergewicht in der Region so nahe der russischen Grenze zu erlangen", sagte Rutte. Die Boeing der Malaysia Airlines war am 17. Juli vermutlich von einer Rakete abgeschossen worden. 298 Menschen starben, davon die meisten Niederländer. Doch zwischen den Trümmern der Boeing sollen nach Informationen der Regierung noch immer menschliche Überreste liegen. Bisher waren über eine Luftbrücke 227 Särge aus der Ostukraine in die Niederlande ausgeflogen worden.

Der vorerst letzte Transport war am Samstag in Eindhoven gelandet. Tausende Niederländer standen am Straßenrand, als den vierten Tag in Folge Leichenwagen in einem langen Trauerzug die sterblichen Überreste in eine Kaserne in Hilversum fuhren. Dort sollen alle Opfer identifiziert werden. Das erste Opfer wurde bereits identifiziert. Es handele sich um einen Niederländer, teilte die niederländische Polizei mit. Name und Geschlecht der Person wurden nicht bekanntgegeben.

Quelle: ntv.de, jve/dpa

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