Regierungschef in einem "Scheißland" Niemand hat Lust auf Italien
28.03.2013, 12:52 Uhr
Pier Luigi Bersani. Ist er der "Geisteskranke", der eine Regierung für dieses Land auf die Beine stellen kann?
(Foto: dpa)
Italiens scheidender Regierungschef Monti "kann es kaum erwarten, vom Regieren erlöst zu werden", und der mit dem Auftrag zur Regierungsbildung versehene Wahlgewinner Bersani meint: "Nur ein Geisteskranker hätte derzeit brennende Lust darauf, dieses Land zu regieren." Selbst Berlusconi hatte einst verraten, er sei Regierungschef in einem "Scheißland". Einer muss es aber machen.
Die Italiener erfahren noch an diesem Donnerstag, spätestens aber am Karfreitag, ob es dem Chef des Mitte-Links-Bündnisses Luigi Bersani gelungen ist, eine Koalition mit der Protestbewegung Fünf Sterne zu schmieden. Dies gilt gemeinhin als unwahrscheinlich, weshalb dem unter der europäischen Schuldenkrise besonders leidenden EU-Gründungsmitglied Neuwahlen drohen.
Erst gestern hatte Bersani mit harschen Worten die Lage seines Landes umschrieben: "Nur ein Geisteskranker hätte derzeit brennende Lust darauf, dieses Land zu regieren." Auch der amtierende Regierungschef Mario Monti sehnt sich nach dem Ende seiner Amtszeit. "Ich kann es kaum erwarten, vom Regieren erlöst zu werden", sagte er im italienischen Abgeordnetenhaus. Er rief den Anwesenden in Erinnerung, dass er sich nicht um das Amt beworben hatte, sondern von Staatspräsident Giorgio Napolitano gebeten worden war, den Posten zu übernehmen. Selbst Montis Vorgänger, Silvio Berlusconi, hatte einst verraten, er sei Regierungschef in einem "Scheißland".
Aus der Parlamentswahl waren vor einem Monat drei nahezu gleich starke Lager hervorgegangen. Eine Annäherung hat sich seither nicht abgezeichnet. Bersani schloss bislang eine gemeinsame Regierung mit dem von Berlusconi angeführten Mitte-Rechts-Bündnis aus. Die Fünf-Sterne-Bewegung von Beppe Grillo erteilte Bersanis Avancen eine Absage.
Italien ist eines der größten Sorgenkinder der Euro-Zone. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Währungsgemeinschaft steckt seit Mitte 2011 in der Rezession - das ist die längste wirtschaftliche Schwächephase in dem Land seit zwanzig Jahren.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP