Politik

Pjöngjang bejubelt Raketenstart Nordkorea trotzt allen Warnungen

In Südkorea verfolgen die Menschen besorgt die Berichte aus dem kommunistischen Nachbarland.

In Südkorea verfolgen die Menschen besorgt die Berichte aus dem kommunistischen Nachbarland.

(Foto: AP)

So schnell rechnet keiner mit einem Start: Erst vor zwei Tagen muss Nordkorea das Zeitfenster für den Start einer Rakete - angeblich zum Transport eines Wettersatelliten - noch erweitern. Jetzt gelingt die Aktion schon früher. Während die kommunistische Führung den Erfolg feiert, sehen USA, Japan und Südkorea die regionale Sicherheit in Gefahr und wollen über eine angemessene Reaktion beraten.

Die Weltgemeinschaft hat besorgt auf den Start einer nordkoreanischen Langstreckenrakete reagiert. Die USA verurteilten die Aktion als "hoch provokativen Akt" und "verantwortungsloses Verhalten". Auch Japan und Südkorea zeigten sich nervös. Der Einsatz der Raketentechnologie durch das kommunistische Land bedrohe die regionale Sicherheit und sei ein direkter Verstoß gegen geltende UN-Resolutionen, hieß es aus Washington.

"Diese Aktion ist ein weiteres Beispiel für das unverantwortliche Verhaltensmuster Nordkoreas", erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Tommy Vietor. Angesichts der nordkoreanischen Provokationen blieben die USA wachsam und der Sicherheit ihrer Verbündeten in der Region verpflichtet. Aus dem Präsidialamt hieß es, zusammen mit internationalen Partnern werde nach "geeigneten Maßnahmen" zu suchen sein.

Indessen tritt im Laufe des Tages auf Antrag der USA und Japans, über das die Rakete flog, der UN-Sicherheitsrat zusammen. Das Gremium soll dann über eine angemessene Reaktion auf den Start entscheiden. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach von einem "provokativen Akt". Er sei besorgt über mögliche Konsequenzen auf Frieden und Stabilität in der Region, so ein Sprecher.

China reagiert zurückhaltend

Japan reagierte empört und bezeichnete den Test als nicht hinnehmbar. In Tokio trat kurz nach dem Start der nationale Sicherheitsrat zusammen. Ein Abschussbefehl sei dabei nicht erteilt worden, so ein Sprecher. Im Vorfeld des Raketenstarts hatte Japan auf der Insel Okinawa Pac-3-Abschussraketen installiert. Diese sollten jedoch nur zum Einsatz kommen, falls Teile des Flugkörpers auf japanisches Territorium zu fallen drohen. Dieser Fall scheint demnach nicht eingetreten zu sein.

Der japanische Verteidigungsminister Satoshi Morimoto berät mit seinen Mitarbeitern.

Der japanische Verteidigungsminister Satoshi Morimoto berät mit seinen Mitarbeitern.

(Foto: AP)

Auch Südkorea verurteilte den Raketentest scharf. Es handele sich um einen klaren Verstoß gegen die Resolutionen des Sicherheitsrates und eine Bedrohung der koreanischen Halbinsel sowie des Weltfriedens, sagte Außenminister Kim Sung Hwan. Auch Südkoreas Präsident Lee Myung Bak rief kurz nach dem Start den Sicherheitsrat des Landes zusammen.

Russland teilte mit, die Entscheidung des kommunistischen Nachbarlands rufe "tiefe Besorgnis" hervor. "Die Resolution des UN-Sicherheitsrats fordert einen Verzicht auf den Start jeglicher ballistischer Raketen - sowohl militärischer, als auch ziviler", hieß es der Agentur Interfax zufolge. Mit dem Start habe Nordkorea die Gespräche mit der internationalen Gemeinschaft über sein Atomprogramm "deutlich erschwert". Russland appelliere aber an alle Seiten, eine weitere Spannung der Lage nicht zuzulassen.

Kritik kam auch von Bundesaußenminister Guido Westerwelle. Der FDP-Politiker verurteilte den Start "auf das Schärfste". Er sprach von einer "gezielten Provokation" Nordkoreas, die die Spannungen in der Region verschärften. Auch Nato-General Anders Fogh Rasmussen ermahnte Pjöngjang zur Einhaltung der internationalen Verpflichtungen.

Die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldete, Nordkorea habe das Recht zur friedlichen Erforschung des Weltraums, müsse aber die UN-Resolutionen achten. Ein Sprecher des Außenministeriums nannte den Test "bedauerlich" und forderte die Weltgemeinschaft auf, ein "kluge und gemäßigte" Reaktion. Dialog sei der richtige Weg. China hoffe, dass sich alle Beteiligten zurückhaltend verhielten.

Nordkorea warnt Luft- und Seefahrt vor

Nordkorea feierte den Test derweil als Erfolg. Die Rakete habe wie geplant einen Wettersatelliten in eine Erdumlaufbahn gebracht, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Zuvor hatte nach Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap die dreistufige Unha-3 vom Raketenzentrum Tongchang-ri an der Westküste Nordkoreas abgehoben: Die zweite Stufe fiel Beobachtern zufolge wenig später östlich der Philippinen ins Gelbe Meer.

Laut Plänen, die das nordkoreanische Militär internationalen Luft- und Seefahrtbehörden ausgehändigt hatte, sollte die erste Zündstufe nach etwa zwei Minuten ausbrennen und westlich von Südkorea ins Meer stürzen. Ob und wo diese Stufe tatsächlich niederging, ist nicht übermittelt.

Das kommunistische Land hatte den Start einer Satelliten-Trägerrakete lange angekündigt. Die USA und andere Länder sahen in dem Start erneut den verdeckten Test für die Technologie einer Interkontinentalrakete. Solch eine Rakete kann einen atomaren Sprengkopf tragen. Pjöngjang sprach stets von einem zivilen Projekt. UN-Resolutionen untersagen Nordkorea die Nutzung von Waffentechnologie in der Raumfahrt

Der Start kam für viele Beobachter überraschend, nachdem Nordkorea das Startfenster zwei Tage zuvor noch wegen technischer Fehler an der Rakete um eine Woche bis zum 29. Dezember ausgedehnt hatte. Ein erster Startversuch war im April nach nur 80 Sekunden gescheitert.

Quelle: ntv.de, jog/dpa/AFP/rts

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