Politik

Pseudo-Kommunalwahl Nordkoreaner eilen zu den Urnen

Eine lange Schlange vor einem Wahllokal in Pjöngjang.

Eine lange Schlange vor einem Wahllokal in Pjöngjang.

(Foto: imago/Xinhua)

Fast 100 Prozent Wahlbeteiligung: In Nordkorea "wählen" die Menschen ihre Vertreter auf kommunaler und lokaler Ebene. Viele Möglichkeiten haben sie dabei nicht. Aber das Ganze hat auch noch einen überraschenden Grund.

Staatliches Wahltheater: Bei den ersten Kommunalwahlen in Nordkorea unter Machthaber Kim Jong Un hat die Beteiligung nach offiziellen Angaben bei fast 100 Prozent gelegen. Wie üblich bei "Wahlen" in dem weithin abgeschotteten Land wurde auch der Stimmabgabe als landesweites Fest inszeniert und von Aufrufen zur nationalen Einheit begleitet.

Die Medien vermeldeten unter Berufung auf das zentrale Wahlkomitee wie schon bei den Lokalwahlen im Juli 2011 eine Beteiligung von 99,97 Prozent. Vor vier Jahren wurden mehr als 28.000 Deputierte der Volksversammlungen bestimmt.

"Die Wähler führten Tänze auf und sangen Lieder, einschließlich der 'Ode an das Mutterland', an den Wahllokalen", schwärmten die Staatsmedien. Das kommunistische Regime ließ dabei Volksvertreter auf Provinz-, Stadt- und Kreisebene wählen. Wie die Wahlen zum nordkoreanischen Parlament gelten auch die alle vier Jahre stattfindenden Kommunalwahlen als reine Formsache, da die Wahlberechtigten pro Gemeinde nur mit "Ja" oder "Nein" für einen von der Arbeiterpartei ausgesuchten Kandidaten stimmen können.

Eine Art Volkszählung

Alle Wähler hätten an den Wahlen mit "außerordentlichem Enthusiasmus teilgenommen, um die revolutionäre Macht zu zementieren", hieß es. Auf Plakaten wurden die Menschen zur Wahl aufgerufen. Das Staatsfernsehen zeigte Bilder von tanzenden Menschen vor den Wahllokalen, die "in festlicher Atmosphäre geschmückt" seien. Die Tänzerinnen waren in traditionelle Kostüme gekleidet.

Südkoreanische Beobachter gehen davon aus, dass die Wahlen vor allem dazu dienen sollten, die Einheit zwischen Bevölkerung und Führung zu stärken. Die Regierung in Seoul vermutet, dass Kim Jong Un immer wieder politische Säuberungswellen dazu genutzt hat, um seine Stellung zu festigen. Kim - der Anfang 30 sein soll - wurde nach dem Tod seines Vaters Kim Jong Il Ende 2011 an die Machtspitze gestellt.

Auch erlauben Wahlen in Nordkorea nach Meinung von Experten allgemein dem Regime, die Bevölkerung zu kontrollieren. "In Zeiten, in denen viele Nordkoreaner auch die Grenze zu China überqueren, gehen Wahlen auch mit einer Art Volkszählung einher", sagte der Nordkorea-Experte der Freien Universität in Berlin, Eric Ballbach, der Ende Mai in dem Land war.

Quelle: ntv.de, mli/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen