Politik

Kim Jong Un als Vorbild Nordkoreaner mussten frieren

Wenn der Sohn dem Sarg seines Vaters ohne Schal und Mütze folgt, dann brauchen Tausende Trauergäste auch keine warme Kleidung. Das ist nordkoreanische Logik und bedeutete für die Menschen, die den Trauerzug von Kim Jong Il säumten, in eisiger Kälte zu bibbern. Auch an der Grenze zeigt Nordkoreas Regime sein knallhartes Gesicht.

Die nordkoreanischen Behörden haben die Menschen im Land aufgefordert, trotz Eiseskälte ohne Mütze, Schal und Handschuhe an der teilzunehmen. Wie die in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul ansässige Online-Zeitung "Daily NK" berichtete, wurden die Nordkoreaner am Tag vor der Feier am 28. Dezember von Behördenvertretern aufgefordert, es dem Sohn und Nachfolger des Verstorbenen, Kim Jong Un, gleich zu tun. Dieser werde ebenfalls ohne Mütze und Handschuhe den Sarg seines Vaters begleiten, argumentierten die Behörden dem Bericht zufolge.

Kim Jong Un ohne Schal und Mütze beim Trauerzug.

Kim Jong Un ohne Schal und Mütze beim Trauerzug.

(Foto: REUTERS)

Örtliche Behördenvertreter sagten den Nordkoreanern zudem, es werde bei den Feierlichkeiten geprüft, ob sie sich an die Vorgaben hielten. Auf von Nordkorea verbreiteten Bildern der Trauerfeier in Pjöngjang waren dann tatsächlich fast ausschließlich Menschen ohne Mützen und Handschuhe zu sehen.

Am Tag der Trauerfeier waren in Pjöngjang nach Angaben aus Seoul Minus neun Grad Celsius und es schneite. Kim Jong Il war nach Angaben aus Nordkorea am 17. Dezember gestorben.

Härteres Grenzregime

Offenbar wirkten die Drohungen.

Offenbar wirkten die Drohungen.

(Foto: REUTERS)

Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass der Machtwechsel von Kim Jong Il auf seinen Sohn Kim Jong Un für die Nordkoreaner eine Verschärfung der Umstände bedeutet. Bei einer versuchten Flucht von Nordkorea nach China sind nach Angaben eines Aktivisten drei Nordkoreaner erschossen worden. Die drei Männer im Alter von rund 40 Jahren hätten versucht, das Land über den Grenzfluss Yalu zu verlassen, sagte Do Hee Youn. Menschen, die auf chinesischer Seite gewartet hätten, um den Flüchtlingen zu helfen, hätten die Szene beobachtet. Die nordkoreanischen Grenzsoldaten hätten die Leichen anschließend weggebracht.

Do Hee Youn zufolge ist es "selten", dass nordkoreanische Grenzbeamte sofort das Feuer auf Bürger eröffnen, die zu fliehen versuchen. Aktivisten befürchten daher, dass Nordkoreas Behörden ihr Vorgehen verschärften, um nach dem Tod von Machthaber Kim Jong Il und dem Machtwechsel im Land Flüchtlingswellen zu vermeiden. Do Hee Youn zufolge verbreiteten die Grenzbeamten die Nachricht der drei Getöteten zudem rasch weiter, um mögliche Nachahmer abzuschrecken.

Seit dem Ende des Korea-Kriegs (1950 bis 1953) flohen etwa 23.000 Nordkoreaner nach Südkorea. Nach China sind Schätzungen zufolge seitdem rund 100.000 Nordkoreaner geflohen, die dort illegal leben.

Quelle: ntv.de, AFP

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