Politik

Eine Stadt im Ausnahmezustand Obama erstmals als Präsident in Berlin

20.20 Uhr. Der US-Präsident landet in Berlin. An seiner Seite Tochter Sascha. Der Besuch dauert nur knapp 26 Stunden.

20.20 Uhr. Der US-Präsident landet in Berlin. An seiner Seite Tochter Sascha. Der Besuch dauert nur knapp 26 Stunden.

(Foto: REUTERS)

Viereinhalb Jahre hat er auf sich warten lassen, monatelang wurde geplant, jetzt ist er da: Barack Obama besucht zum ersten Mal als US-Präsident Berlin. Die ganze Stadt ist im Obama-Fieber und alle warten auf eine historische Rede vor dem Brandenburger Tor, die live in alle Welt übertragen wird. Aus Sorge vor einem Anschlag gilt Sicherheitsstufe 1+. Im Einsatz sind 8000 Polizisten.

Die Unterhaltung mit Außenminister Westerwelle dauerte etwa 5 Sekunden.

Die Unterhaltung mit Außenminister Westerwelle dauerte etwa 5 Sekunden.

(Foto: REUTERS)

Fünf Jahre nach seinem umjubelten Berlin-Auftritt im US-Wahlkampf ist Barack Obama als Präsident in die Bundeshauptstadt zurückgekehrt. An Bord der US-Präsidentenmaschine Air Force One landete Obama am Abend auf dem Flughafen Tegel, wo er kurz von Bundesaußenminister Guido Westerwelle begrüßt wurde. Die Regierungen in Berlin und Washington verbinden mit dem Besuch hohe Erwartungen an die Zukunft der transatlantischen Beziehungen.

Begleitet wird Obama von seiner Ehefrau Michelle und den beiden Töchtern Malia und Sasha, die noch nie in Berlin waren. Die politischen Gespräche beginnen erst am Mittwoch. Nach der Landung begab sich die Präsidentenfamilie zur Übernachtung ins Ritz-Carlton-Hotel am Potsdamer Platz, wo schärfste Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der Gäste getroffen wurden.

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Obamas Hotel liegt unweit des Brandenburger Tor.

Obamas Hotel liegt unweit des Brandenburger Tor.

(Foto: dpa)

Der offizielle Teil der knapp 26-stündigen Visite soll am Morgen in Schloss B ellevue beginnen, wo Bundespräsident Joachim Gauck den Gast mit militärischen Ehren begrüßt. Danach kommt Obama im Kanzleramt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen. Am Nachmittag hält der Präsident am Brandenburger Tor eine Rede. Obamas erster Berlin-Besuch seit seinem Amtsantritt im Januar 2009 endet am Abend mit einem Bankett in Schloss Charlottenburg, bei dem der Berliner Sternekoch Tim Raue auftischt.

Für die "First Lady" Michelle Obama gibt es ein eigenes Programm, an dem auch Merkels Mann Joachim Sauer teilnehmen wird. Geplant sind unter anderem Besuche des Mauer-Mahnmals sowie der Holocaust-Gedenkstätte. Die Obamas wollen auch die ältere Halbschwester des Präsidenten, Auma Obama, treffen, die in Deutschland studiert hat.

Nicht alles eitel Sonnenschein

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Sind Sie enttäuscht von US-Präsident Obama?

Bei dem Treffen von Obama und Merkel stehen auch kontroverse Themen auf der Tagesordnung. Merkel lehnt etwa die von Obama befürwortete militärische Hilfe für die Rebellen in Syrien ab. Die Kanzlerin will außerdem das umstrittene Überwachungsprogramm Prism ansprechen, mit dem der US-Geheimdienst ausländische Internetnutzer ausspäht. In der Euro-Krise sehen die USA Berlin als wichtigsten Gesprächspartner an, bewerten allerdings den von Deutschland durchgesetzten Austeritätskurs in Europa sehr skeptisch. Auch der Plan für eine Freihandelszone dürfte zur Sprache kommen, dabei ziehen allerdings beide Seiten an einem Strang.

Die USA und Deutschland sehen eine Freihandelszone beidseits des Nordatlantiks als Kern einer intensivierten transatlantischen Partnerschaft. Die EU und die USA hatten am Montag den Startschuss für die Verhandlungen gegeben. Ein solcher Vertrag könne "schon bald mehr Wachstum und Beschäftigung auf beiden Seiten des Atlantiks schaffen", sagte Westerwelle der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Das Weiße Haus hatte bereits klar gemacht, dass es bei den anstehenden Verhandlungen auf eine konstruktive Rolle Deutschlands zähle.

Rede vor 4000 ausgewählten Gästen

"Die Bedeutung Deutschlands für die USA ist sehr groß", sagte der scheidende US-Botschafter Murphy im Sender Phoenix. Den besonderen Stellenwert Deutschlands will Obama nach Angaben des Weißen Hauses auch in seiner Rede am Brandenburger Tor hervorheben, die an die historische Berliner Rede von Präsident John F. Kennedy vor fast 50 Jahren anknüpfen soll. Die Rede wird live in alle Welt übertragen.

Im Sommer 2008 war er noch nicht Staatsoberhaupt, sondern Kandidat der Demokratischen Partei. Merkel verhinderte damals, dass er vor dem Brandenburger Tor Wahlkampf machen konnte. Obama wich schließlich an die Siegessäule aus, wo er von 200.000 Menschen bejubelt wurde. Als Präsident darf er nun auch vor dem Berliner Wahrzeichen reden. Erwartet werden mehr als 4000 geladene Gäste.

In Berlin gelten während Obamas Besuch strengste Sicherheitsvorkehrungen: Straßen und Plätze sind abgeriegelt, Gullydeckel wurden verschweißt, Scharfschützen bezogen ihre Posten auf Dächern rund um Obamas Hotel am Potsdamer Platz, gepanzerte Fahrzeuge fuhren auf, Tausende Polizisten aus mehreren Bundesländern sind im Einsatz. Der Luftraum über Berlin wurde bei Obamas Landung gesperrt.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP/rts

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