Politik

Kleine Geste, große Wirkung? Obama geht auf Kuba zu

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Es ist eigentlich der Tag Nelson Mandelas. Dutzende Staatsmänner gedenken des Nationalhelden Südafrikas. Doch auf zwei von ihnen richtet sich ein besonderes Augenmerk: auf die Präsidenten der USA und Kubas, die sich freundlich wie seit Jahrzehnten nicht begegnen.

Es ist eine in der jüngeren Geschichte beispiellose Geste: Bei der Trauerfeier für Nelson Mandela kam es zu einer ungewöhnlich innigen Begegnung von US-Präsident Barack Obama und dessen kubanischem Amtskollegen Raúl Castro. Die beiden Staatsmänner schüttelten einander mehrere Sekunden lang die Hand und wechselten einige Worte.

Die Begebenheit ist ein absolutes Novum in der US-Außenpolitik. Zwar hatte im September 2000 der damalige US-Präsident Bill Clinton Kubas früherem langjährigen Präsidenten Fidel Castro am Rande der UN-Vollversammlung in New York die Hand geschüttelt. Dies war aber nicht bildlich festgehalten worden. Zudem hatten die Amerikaner damals klargemacht, dass es sich eher um einen Zufall gehandelt habe und die Initiative vom Kubaner ausgegangen sei. Fidel Castro ist der ältere Bruder von Raúl.

Die Beziehungen zwischen den USA und dem sozialistischen Kuba sind seit Jahrzehnten angespannt. Washington hält seit mehr als 50 Jahren eine Wirtschaftsblockade gegen den Inselstaat aufrecht. Obama hat die kubanische Regierung mehrfach für die Einschränkung von Bürgerrechten kritisiert.

Geste ist Ausdruck neuer Offenheit

Doch ist der US-Präsident anscheinend an einer Verbesserung des Verhältnisses interessiert. "Wir müssen kreativ sein, und wir müssen uns Gedanken machen und wir müssen unsere Politik weiterentwickeln", sagt er im vergangenen Monat bei einem Auftritt in Florida. Die USA könnten dabei helfen, dass sich die Freiheit in Kuba durchsetze.

Das Weiße Haus sagte, die Begegnung sei nicht vorab geplant worden. Der Tag habe vor allem zum Ziel gehabt, Mandela zu ehren. "Wie der Präsident sagte, drängen wir alle Staatschefs dazu, Mandelas Kampf für Freiheit zu würdigen, indem sie Grundrechte ihrer Bürger wahren", sagte eine Sprecherin.

Kenner warnen davor, dem Händedruck zu viel Bedeutung beizumessen. "Es ist wahrscheinlich nicht klug, da zu viel hineinzulesen. Castro in diesem Umfeld zu meiden, wäre peinlich und politisch teuer für Obama geworden. Es wäre Mandelas großmütigem Geiste zuwider gelaufen", sagte Michael Shifter, Präsident des Interamerikanischen Dialogs. Shifter ist einer der einflussreichsten Kuba-Experten in den USA.

Shifter betonte aber, dass die US-Regierung offen dafür sei, die Beziehungen zu Havanna zu verbessern. "Und diese Geste unterstreicht diese Offenheit. Aber es gibt einen weiten Weg zu beschreiten, bis man über ein bedeutungsvolles Auftauen des Verhältnisses sprechen kann." Die US-Regierung selbst äußerte sich zunächst nicht zu dem Thema.

Quelle: ntv.de, jog/dpa

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