Politik

Treffen der Häuptlinge Obama reicht Indianern die Hand

Die Kriege in Afghanistan und im Irak, dazu die Finanzkrise, doch US-Präsident Obama kümmert sich auch noch um ein neues Verhältnis zu den Indianern.

Der Präsident unterschrieb das Memorandum vor den Vertretern der Stämme.

Der Präsident unterschrieb das Memorandum vor den Vertretern der Stämme.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Für Amerikas Ureinwohner, die Indianer, ist der American Dream eher ein Alptraum. Ein Viertel von ihnen lebt in Armut, in einigen Reservaten liegt die Arbeitslosenquote bei 80 Prozent. Mehr als 14 Prozent aller Häuser der Ureinwohner haben keinen Strom, etwa genauso viele keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Dementsprechend groß ist das Misstrauen der Indianer gegenüber dem politischen Washington.

US-Präsident Barack Obama hat nun Vertreter von 564 Indianer-Stämmen nach Washington eingeladen, die größte Versammlung von Chefs der Indianerstämme in der Geschichte der USA. Bei der Konferenz im US-Innenministerium geht es um Vertragsbrüche, Stammessouveränität, die Ausbeutung von Rohstoffvorkommen sowie Wohnungsbau-, Bildungs- und Gesundheitsfragen.

Denn Obama will das schwer belastete Verhältnis zu den Ureinwohnern auf eine neue Grundlage stellen. "Ich bekenne mich uneingeschränkt dazu, gemeinsam mit Euch vorwärtszugehen und zusammen eine neue und bessere Zukunft zu gestalten", erklärte er vor den Stammeschefs.

Biographische Parallelen

"Ich weiß, was es heißt, missachtet und vergessen zu werden, was es heißt, zu kämpfen", sagte Obama, der dabei auf seinen eigenen Lebensweg mit einer alleinerziehenden Mutter anspielte und auch erwähnte, dass er vor zwei Jahren von einer Indianerfamilie vom Stamm der Crow in Montana adoptiert worden sei. "Ich weiß, was es heißt, ein Außenseiter zu sein", fügte der Präsident hinzu. Solange er im Amt sei, würden die Indianer nicht vergessen. Er habe jedoch Verständnis, wenn die Indianer auf seine Worte mit Skepsis reagierten, weil sie "diese Platte aus Washington schon oft gehört" hätten.

Die Erwartungen an Obama sind auch hier groß.

Die Erwartungen an Obama sind auch hier groß.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

In einem ersten Schritt unterschrieb Obama ein Memorandum, in dem jedes Kabinettsmitglied angewiesen wird, binnen drei Monaten Wege für eine bessere Kommunikation zwischen Stämmen und Regierung vorzuschlagen. Überdies ernannte der Präsident eine Cherokee-Indianerin als Beraterin im Weißen Haus, um die künftige Ureinwohner-Politik mitzugestalten. "Ich will, dass dieses Verhältnis in Ordnung kommt", sagte Obama. Die Indianer müssten zu "vollwertigen Partnern" in der US-Wirtschaft werden, damit auch ihre Kinder und Enkel den amerikanischen Traum verwirklichen könnten.

Gehaltene Versprechen

Es habe bislang viel zu wenig Kommunikation und Abstimmung zwischen Indianern und der Regierung in Washington gegeben, bemängelte der Präsident. Kaum eine andere US-Minderheit sei stärker an den Rand gedrängt und ignoriert. Immer wieder seien Verträge und Versprechen gebrochen worden, räumte Obama ein. "Es ist eine Geschichte, die von Gewalt, Krankheit und Raub geprägt ist", sagte er. Dies müsse einmal festgehalten werden, wolle man gemeinsam Fortschritte erzählen, betonte er.

Aufseiten der Ureinwohner hat der Regierungswechsel in Washington Hoffnung auf ein besseres Verhältnis zu Washington keimen lassen. "Ich bin beeindruckt, dass Präsident Obama die Hand ausstreckt", sagte Janice Rowe-Kurak vom Stamm der Iowa der "New York Times". Sie hoffe, dass nun ein echter Dialog zustande komme. In den USA leben rund 3,1 Millionen Ureinwohner, etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung.

Quelle: ntv.de, dpa

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