"Bedeutende Probleme" Obama stellt Todesstrafe infrage
03.05.2014, 16:33 Uhr
Rassistische Vorurteile und unschuldige Todeskandidaten werfen laut Obama "bedeutende Fragen" über die Anwendung der Todesstrafe in den USA auf.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der qualvolle Tod eines verurteilten Mörders bewegt US-Präsident Obama dazu, eine grundsätzliche Überprüfung der Todesstrafe in seinem Land einzuleiten. Rassismus und Justizirrtümer seien grundlegende Probleme, die Fragen an der Praxis aufwerfen.
Die außer Kontrolle geratene Hinrichtung eines Häftlings im US-Bundesstaat Oklahoma ist von Präsident Barack Obama als "zutiefst verstörend" bezeichnet worden. Obama äußerte im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel auch grundsätzliche Kritik an der Todesstrafe in seinem Land und kündigte eine Überprüfung der Praxis an.
Zwar sei die Hinrichtung von Verurteilten unter gewissen Umständen zu rechtfertigen, da auch diese "schreckliche Verbrechen" begangen hätten, doch seien bei der Anwendung der Todesstrafe auch "bedeutende Probleme" zu sehen gewesen. Damit meinte der Präsident vor allem die Gefahr rassistischer Vorurteile und die Tatsache, dass sich die Todeskandidaten in einigen Fällen nach etlichen Jahren in Haft doch noch als unschuldig erweisen.
"All dies wirft doch bedeutende Fragen darüber auf, wie die Todesstrafe angewandt wird", sagte Obama. Sein Sprecher Jay Carney hatte bereits am Mittwoch gesagt, die Hinrichtung in Oklahoma habe "humanen" Standards nicht genügt. Nach Kritik aus Washington waren in Oklahoma alle Hinrichtungen bis auf Weiteres ausgesetzt worden. Obama sagte, US-Justizminister Eric Holder sei mittlerweile damit beauftragt worden, eine generelle Analyse zur Vollstreckung der Todesstrafe anzufertigen.
Die Hinrichtung des wegen Mordes und Vergewaltigung verurteilten Häftlings Clayton Lockett war am Dienstag nach wenigen Minuten abgebrochen worden, weil es Probleme mit der Giftinjektion gab und die Mittel nicht in Locketts Blutkreislauf gelangten. Medienberichten zufolge rang der Mann daraufhin nach Luft, bäumte sich auf und wand sich im Todeskampf vor Schmerzen. Erst 43 Minuten nach Verabreichung der nicht erprobten Giftmischung erlitt er einen Herzinfarkt, an dem er starb.
Quelle: ntv.de, bwe/AFP/dpa