Politik

Heftige Proteste in Venezuela Opposition bestreitet Wahlsieg

Maduro-Gegner ziehen durch die Straßen von Caracas und klopfen mit Löffeln auf Pfannen und Töpfe - seit Jahrzehnten eine typisch lateinamerikanische Form des Protestes gegen die Regierung.

Maduro-Gegner ziehen durch die Straßen von Caracas und klopfen mit Löffeln auf Pfannen und Töpfe - seit Jahrzehnten eine typisch lateinamerikanische Form des Protestes gegen die Regierung.

(Foto: REUTERS)

Venezuela kommt nicht zur Ruhe. Nach den Wahlen gehen Tausende Menschen gegen den neuen Präsidenten Maduro auf die Straße - sein Vorsprung ist so dünn, dass viele Menschen nicht glauben können, dass bei den Wahlen alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

Er ist sauer: Henrique Capriles glaubt nicht, dass er die Präsidentschaftswahl wirklich verloren hat.

Er ist sauer: Henrique Capriles glaubt nicht, dass er die Präsidentschaftswahl wirklich verloren hat.

(Foto: dpa)

Offiziell ist der sozialistische Politiker Nicolás Maduro nun Präsident Venenzuelas - doch die Opposition will seinen Sieg nicht akzeptieren. Nach der Erklärung der nationalen Wahlbehörde gingen Tausende Menschen in der Hauptstadt Caracas auf die Straße und protestierten gegen Maduro. Der bei der Wahl am Sonntag knapp unterlegene konservative Oppositionskandidat Henrique Capriles verlangte eine Neuauszählung der Stimmen.

Die Chefin der nationalen Wahlbehörde, Tibisay Lucena, rief den bisherigen Interimspräsidenten Maduro zum neuen Präsidenten aus. Er habe bei der Wahl 50,75 Prozent der Stimmen erhalten, Capriles habe 48,97 Prozent erreicht, sagte sie - etwa 235.000 Stimmen weniger. Lucena verteidigte das Wahlergebnis mit den Worten: "In Venezuela gibt es einen Rechtsstaat, und der muss respektiert werden." Maduro bezeichnete sich als "Sohn" des vorherigen Staatsoberhaupts Hugo Chávez. Der Präsident war am 5. März an Krebs gestorben und hatte seinen Vizepräsidenten Maduro zuvor zum Wunschnachfolger auserkoren. "Ich werde sein Vermächtnis erfüllen", versicherte Maduro.

Tausende Menschen demonstrieren

Nicolás Maduro sieht sich als Wahlsieger.

Nicolás Maduro sieht sich als Wahlsieger.

(Foto: dpa)

In Caracas gingen nach der offiziellen Ausrufung Maduros mehrere Tausend Menschen auf die Straße. Sie riefen "Betrug", schlugen auf Töpfe und verbrannten Müllsäcke. An einer Stelle setzte die Polizei Tränengas ein, um Teilnehmer des Protests auseinander zu treiben. "Wir sind hier, weil sie unsere Stimmen gestohlen haben. Sie haben uns betrogen", sagte die 60-jährige Selma Orjuela. Sie sei überzeugt, dass in Wirklichkeit Capriles die Wahl gewonnen habe.

Der unterlegene Oppositionskandidat hatte zuvor zu Protesten aufgerufen. Er sprach von einer Staatskrise forderte eine Neuauszählung der Stimmen und warnte vor der Vereidigung eines "unrechtmäßigen Präsidenten". Es habe 3200 "Zwischenfälle" während der Wahl gegeben, die untersucht werden müssten, erklärte Capriles. Sämtliche Kontrollausdrucke der elektronischen Wahlmaschinen müssten geprüft werden. "Mehrheit ist Mehrheit, und die Demokratie muss respektiert werden... Wer die Mehrheit in einer Demokratie schwächen will, der ruft nach einem Staatsstreich." Weiter betonte er: "Ich warne das ganze Volk: Die Rechte will die Revolution und das, was wir erreicht haben, töten."

USA befürworten Neuauszählung der Stimmen

Lucena wies Zweifel an der Technik zurück. Sie forderte die Opposition auf, den "rechtlichen Weg" zu beschreiten, anstatt "Drohungen" zu benutzen. Capriles' Anhänger planten auch für Dienstag und Mittwoch Demonstrationen gegen Maduro. Der Wahlsieger rief seine Unterstützer zu Gegenkundgebungen auf. Seine Anhänger sollten im ganzen Land "in Frieden kämpfen", sagte Maduro. Vor dem Sitz der Wahlbehörde feierten Hunderte Anhänger von Chávez den Sieg Maduros. "Chávez lebt. Der Kampf geht weiter", riefen sie.

Während die Staatsspitzen Russland, Weißrusslands und auch Brasiliens Maduro umgehend gratulierten, fiel die Reaktion andernorts frostiger aus. US-Präsident Barack Obama ließ über seinen Sprecher ausrichten, angesichts der "Knappheit des Ergebnisses" wäre die Überprüfung ein "wichtiger, weiser und notwendiger Schritt", damit alle Venezolaner "Vertrauen" in das Wahlergebnis hätten. Auch die Organisation Amerikanischer Staaten forderte eine Neuauszählung der abgegebenen Stimmen und bot den venezolanischen Behörden dafür Hilfe durch ein Team von Wahlexperten an. Maduro soll am Freitag vereidigt werden. Seine Amtszeit dauert bis 2019.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts

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