Präsidentenwahl in Moldau Oppositionspolitikerin Sandu gewinnt
16.11.2020, 01:00 Uhr
Maia Sandu hatte schon in der ersten Runde vorn gelegen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Ex-Regierungschefin Maia Sandu setzt sich bei der Präsidentschaftswahl in der Republik Moldau durch. Für Russlands Staatschef Wladimir Putin ist das ein Rückschlag - er hatte auf einen Sieg des Amtsinhabers gehofft.
Die proeuropäische Oppositionspolitikerin Maia Sandu wird neue Präsidentin der Republik Moldau - und löst Igor Dodon ab. Nach Auszählung fast aller Wahlzettel der Stichwahl kommt die 48-Jährige auf 56 Prozent der Stimmen. Das geht aus Zahlen der Zentralen Wahlkommission hervor, die in der Hauptstadt Chisinau veröffentlicht wurden. Auf den russlandfreundlichen Amtsinhaber Dodon entfallen nach Auswertung von knapp 99 Prozent der Stimmzettel rund 43 Prozent. Bereits in der ersten Runde vor zwei Wochen hatte Sandu überraschend vorn gelegen.
Die frühere Sowjetrepublik ist gespalten in Befürworter einer EU-Annäherung und jene, die an engen Beziehungen zu Russland festhalten wollen. Die Wahl wurde deshalb auch als Entscheidung über die künftige Ausrichtung der zwischen der Ukraine und Rumänien gelegenen Republik gesehen.
Die Wahlkommission habe zwar die Augen vor "unverhohlenen Verstößen" verschlossen, dennoch sei sie zuversichtlich, "dass die Stimme der Nation gehört wird", hatte Sandu nach Schließung der Wahllokale gesagt. Sie rief die Wähler dazu auf, in Ruhe auf das offizielle Wahlergebnis zu warten und "Provokationen zu vermeiden". Auch Dodon forderte seine Anhänger und die Unterstützer seiner Rivalin auf, Ruhe zu bewahren. Es müsse alles getan werden, um eine "Destabilisierung" zu verhindern, sagte er.
Putin unterstützt Dodon
Dodon ist seit 2016 Präsident der ehemaligen Sowjetrepublik. Er gilt als Verbündeter Moskaus. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte vor der Wahl die Hoffnung geäußert, dass Dodon im Amt bleibt. Dieser hatte im Wahlkampf weiterhin enge Beziehungen zum "strategischen Partner" Moskau in Aussicht gestellt und dafür plädiert, Russisch zum Pflichtfach in den Schulen zu machen.
Sandu war von Juni bis November 2019 Ministerpräsidentin, bevor ihre Regierung gestürzt wurde. Die moderat konservative Politikerin arbeitete früher für die Weltbank. Bei der Präsidentschaftswahl vor vier Jahren hatte sich Dodon in der Stichwahl gegen Sandu durchgesetzt.
Die Republik Moldau mit ihren 3,5 Millionen Einwohnern hat in den vergangenen Jahren mehrere politische Krisen durchlebt. Moldau ist zudem eines der ärmsten Länder Europas. Vergangene Wahlen in Moldau waren von Betrugsvorwürfen überschattet gewesen.
Quelle: ntv.de, jga/dpa/AFP