Politik

Berlin lehnt "Erpressung" ab PKK stellt Forderungen

Die von der kurdischen PKK im Osten der Türkei verschleppten Deutschen können wohl nicht mit ihrer raschen Freilassung rechnen. Zunächst müssten die deutschen Behörden ihr Vorgehen gegen die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) stoppen, meldete die der PKK nahestehende Agentur Firat. Die Entführer verlangten von Deutschland ein Ende "der feindseligen Politik gegenüber dem kurdischen Volk und der PKK". Anderenfalls könnten die Deutschen nicht mit ihrer raschen Freilassung rechnen. Weiter hieß es, die drei entführten Bergsteiger seien wohlauf.

Deutschland lässt sich nicht erpressen

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat die Forderung der Entführer umgehend zurückgewiesen. "Die Bundesregierung lässt sich nicht erpressen", sagte Steinmeier in Berlin. Die Regierung erwarte die sofortige Freilassung der Bergsteiger. Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes arbeite mit Hochdruck an der Beendigung der Geiselnahme.

Am Mittwoch hatte es noch geheißen, die PKK wolle ihre Geiseln in den kommenden Tagen wieder freilassen. Kämpfer der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans hatten die aus Bayern stammenden Bundesbürger am Dienstagabend aus ihrem Basislager verschleppt. Die drei gehörten zu einer Gruppe von 13 Bergsteigern. Andere Mitglieder der Gruppe berichteten dem n-tv-Korrespondenten vor Ort, die PKK-Kämpfer hätten sich der Gruppe höflich und nicht aggressiv genähert. Zunächst habe die Gruppe drei Geiseln auswählen sollen. Das habe man aber abgelehnt, daraufhin wählten die Kämpfer die Entführungsopfer aus und nahmen sie mit. Die zehn Bergsteiger traten unterdessen die Heimreise nach Deutschland an.

Deutsches Vorgehen gegen PKK

Die PKK hatte die Entführung mit den "jüngsten Aktionen" der Bundesregierung gegen die PKK begründet. Als Beispiele nannten die Entführer das deutsche PKK- Verbot 1993 und die Aufnahme der PKK in die europäische Terrorliste genannt.

Feryad Fazil Omar, Türkeiexperte der FU Berlin, nannte diese Argumente der PKK für die Entführung der deutschen bei n-tv "nicht sehr glaubhaft. Was glaubhaft ist, dass die Kurden in der Türkei von der türkischen Regierung massiv unterdrückt werden." Diese Unterdrückung habe höchstwahrscheinlich dazu geführt, "dass sie jetzt diese unschuldigen Menschen entführt haben." Omar machte die Offensive der türkischen Armee in den kurdischen Gebieten mitverantwortlich für den Entführungsfall. "Ich glaube, das ist ein Zeichen der Nervosität, weil die türkische Regierung in den letzten Wochen die kurdischen Gebiete massiv angegriffen hat. (…) Das heißt, die Schuld liegt bei der türkischen Armee und die türkische Regierung muss sofort etwas tun, damit die Nervosität in dieser Region Ruhe findet."

Reisewarnung

Das Auswärtige Amt rät als Konsequenz aus der Entführung dringend von Reisen in den Südosten der Türkei, insbesondere die Provinzen Hakkari, Sirnak, Mardin, Siirt, Van, Agri und Igdir ab. Wegen der deutschen Maßnahmen gegen den PKK-nahen kurdischsprachigen TV-Sender Roj-TV lägen Gefährdungshinweise vor, heißt es auf der Internet-Seite des Ministeriums. Es bestehe die Gefahr, dass Deutsche, insbesondere Individualreisende, in diesen Provinzen Opfer von Racheakten durch die PKK werden könnten.

Die PKK kämpft seit 1984 für einen eigenen Staat der Kurden oder zumindest ein Autonomiegebiet im Südosten der Türkei, auch mit Anschlägen in Touristengebieten.

Ararat gesperrt

Nach der Entführung haben die türkischen Behörden den Berg Ararat im Osten des Landes für Bergsteiger gesperrt. Der zuständige Gouverneur der Provinz Agri an der Grenze zum Iran begründete den Schritt mit der Suche nach den von kurdischen Freischärlern Entführten. Zwischen 1992 und 2000 war der 5165 Meter hohe Ararat wegen der PKK-Aktivitäten in der Region gesperrt, ist aber seit 2000 für Ausländer wieder zugänglich. Der Ararat ist ein beliebtes Ziel für Bergsteiger.

Quelle: ntv.de

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