Politik

Wikileaks-Dokumente enthüllen Pakistan drohte Militärputsch

Von Wikileaks offengelegte US-Akten zeigen, wie instabil die Lage in Pakistan ist. Präsident Zardari fühlt sich von den mächtigen Militärs bedroht, die ihn "aus dem Weg räumen" könnten. Kopfzerbrechen bereitet den USA auch die Gefahr durch islamische Extremisten, mit denen das Land nie brechen werde, wie die US-Botschafterin vermutet.

Auch in Pakistans Gazetten machten die Wikileaks-Enthüllungen Schlagzeilen.

Auch in Pakistans Gazetten machten die Wikileaks-Enthüllungen Schlagzeilen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Sorgen der USA um die Sicherheit der pakistanischen Atomwaffen sind angesichts einer nach Diplomaten-Ansicht labilen Regierung in Islamabad größer als bislang bekannt. Wie die britische Zeitung "The Guardian" berichtete, geht dies aus internen Dossiers der US-Botschaft an das Außenministerium in Washington hervor. Nach einem Bericht der "New York Times" fürchtet der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari sogar sein eigenes Militär.

Die Depeschen, aus denen zitiert wird, gehören zu rund 250.000 vertraulichen oder geheimen Korrespondenzen von US-Diplomaten, die die Internetplattform Wikileaks veröffentlicht und vorab an verschiedene Medien zur Auswertung weitergegeben hat.

Zardari fühlt sich bedroht

Zardari fürchtet die eigenen Militärs.

Zardari fürchtet die eigenen Militärs.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zardari habe im Januar 2009 dem damaligen designierten US-Vizepräsidenten Joe Biden gesagt, er sei besorgt, dass ihn die Streitkräfte "aus dem Weg räumen" könnten, berichtet die "New York Times". Ob er damit einen Putsch meinte oder gar seine eigene Ermordung, blieb unklar.

Zardaris Äußerungen spiegeln aber die einflussreiche Rolle des Militärs in der Atommacht Pakistan wider, einem Land mit zahlreichen Putschen, und sie werfen neue Fragen über die Stärke und Effektivität der zivilen Regierung auf. Sie unterstreichen, wie die "New York Times" weiter erläutert, auch die Zweifel der US-Regierung daran, ob die pakistanische Führung voll bereit ist, gegen islamische Extremisten im eigenen Land vorzugehen - trotz der Milliarden Dollar an militärischen und zivilen US-Hilfen.

USA fürchten um Atom-Geheimnisse

Im Hinblick auf die Atomwaffen seien die größte Sorge der USA aber nicht militante Islamisten, die eine komplette Atomwaffe stehlen könnten, schrieb die US-Botschafterin in Islamabad, Anne Patterson, laut "Guardian" Anfang 2009 nach Washington. "Sondern dass jemand, der in den Anlagen der pakistanischen Regierung arbeitet, nach und nach genug Material rausschmuggelt, um dann irgendwann eine Waffe zu bauen".

Wie der "Spiegel" berichtet, zeige auch ein Schriftwechsel der US-Diplomaten von 2008 zur bevorstehenden Freilassung des umstrittenen pakistanischen Atomwissenschaftlers Abdul Qadeer Khan, wie schwer es Washington falle, Einfluss auf den Verbündeten zu nehmen. Khan, der auch als "Vater der islamischen Atombombe" bekannt ist, hatte zugegeben, seine Kenntnisse auch an Libyen, Nordkorea und den Iran weitergegeben zu haben. 2004 war er auf Druck der USA unter Hausarrest gestellt worden.

"Machen Sie deutlich, dass Washington die Freilassung von A.Q. Khan äußerst missbilligt, drängen Sie die Regierung von Pakistan, ihn weiterhin unter Hausarrest zu halten", zitiert das Nachrichtenmagazin aus einer Nachricht der damaligen US-Außenministerin Condoleezza Rice an Botschafterin Patterson in Islamabad.

Kein Bruch mit Taliban

Als ein Gericht im Februar 2009 Khans Hausarrest mit sofortiger Wirkung aufhob, habe die Nachricht Präsidenten Zardari völlig unvorbereitet getroffen, berichtete Patterson laut "Spiegel" nach Washington. Sie habe sich erbost über die "beständige Koordinationslosigkeit" der Regierung in Islamabad geäußert. Auf ihren Protest hin garantieren ihr aber Zardari und sein Innenminister, "eine Rechtsgrundlage für Khans weiteren Arrest zu schaffen".

Nach Ansicht Pattersons wird Pakistan auch niemals komplett mit den Taliban in Afghanistan brechen, so die "New York Times". Durch die Kontakte zu den Islamisten wolle man sich in Islamabad den Einfluss in dem Nachbarland auch für die Zeit nach dem Abzug der internationalen Truppen und mit Blick auf den Erzrivalen Indien sichern.

Quelle: ntv.de, dpa

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