Abkehr von Al-Kaida Pakistans Taliban erklären IS Gefolgschaft
14.10.2014, 18:10 Uhr
Taliban-Sprecher Shahidullah Shahid (r.), hier im Februar 2014, will künftig den Anweisung des IS-Anführers Abu Bakr al-Bagdadi folgeleisten.
(Foto: picture alliance / dpa)
In Pakistan erklären sechs Kommandeure der Taliban dem Anführer der Terrormiliz Islamischer Staat, dass sie seine Befehle "hören und befolgen" werden. Die Erklärung wird als Rückschlag für die Vorherrschaft Al-Kaidas unter den Terroristen des Landes gewertet.
In Pakistan haben sechs Kommandeure der Taliban dem Islamischen Staat (IS) die Gefolgschaft erklärt. Wie der Sprecher der Pakistanischen Taliban (TTP), Shahidullah Shahid, erklärte, hätten außer ihm selbst auch die Kommandeure der Stammesgebiete Orakzai, Kurram und Khyber sowie die der Distrikte Hanhgu und der der Provinzhauptstadt Peshawar dem IS ihre Loyalität versichert.
In einer Mitteilung Shahids hieß es: "Ich erkläre dem Kalifen der Muslime, Abu Bakr al-Bagdadi, die Gefolgschaft. Ich werde jede seiner Anweisung hören und befolgen". Allerdings habe die TTP als Gesamtorganisation unter Anführer Maulana Fazlullah dem IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi nicht formell die Treue geschworen. "Diese Erklärung stammt nur von mir und den fünf Kommandeuren", erklärte Shahid laut der US-Zeitschrift "Foreign Policy". Auch Fazlullah sagte dem IS jedoch seine Unterstützung zu.
Laut einem pakistanischen Geheimdienstoffizier, der seinen Namen nicht veröffentlicht sehen wollte, sei die Erklärung der TTP als Niederlage für das Terrornetzwerk Al-Kaida zu werten. Sie zeige, dass die für die Terroranschläge auf das World Trade Center verantwortliche Gruppe in Pakistan an Unterstützern verliere, die sich stattdessen dem Islamischen Staat als "aufsteigendem Stern" des militanten Islamismus verschrieben hätten. Er gehe davon aus, dass Fazlullah die Erklärung der Kommandeure gebilligt habe.
Zahlreiche Tote durch Taliban in Afghanistan
Die Taliban in Pakistans Nachbarland Afghanistan verstärkten zuletzt wieder ihre Angriffe auf die nationalen Sicherheitskräfte. So kam es in der Provinz Sar-i-Pul zu schweren Gefechten mit der Armee und der Polizei, bei denen 22 Sicherheitskräfte getötet wurden. Zudem habe es acht Verwundete und sieben Gefangene gegeben. Auch 23 Taliban-Kämpfer seien bei dabei getötet worden.
Die Truppen seien nach einer Operation auf dem Rückweg in einen Hinterhalt der Aufständischen geraten, sagte Provinzgouverneur Abdul Dschabbar Hakbin am Montag. In der südostafghanischen Provinz Paktia wurden nach Angaben der Polizei bei einem Nato-Luftangriff sieben Zivilisten getötet. Ein Polizeisprecher sagte am Montag, ein Dorf außerhalb der Provinzhauptstadt Gardes sei angegriffen worden. Die Nato-geführte Schutztruppe Isaf äußerte sich zunächst nicht.
In der afghanischen Hauptstadt Kabul riss am Montag ein Selbstmordattentäter einen Zivilisten mit in den Tod. Drei Isaf-Soldaten seien bei der Detonation der Autobombe verletzt worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Ziel sei ein Isaf-Konvoi gewesen. In der ostafghanischen Provinz Nangarhar habe ein Selbstmordattentäter zwei Zivilisten mit in den Tod gerissen, sechs Menschen seien verletzt worden. Der Angreifer habe sich im Distrikt Schinwar in der Nähe eines Krankenhauses in die Luft gesprengt. Zu den beiden Selbstmordanschlägen bekannten sich ebenfalls die Taliban.
Quelle: ntv.de, bwe/dpa/rts