Bangen um Verhandlungen in Kairo Palästinenser stimmen wohl Feuerpause zu
10.08.2014, 16:32 Uhr
Ein Mann steht in Rafah vor zerstörten Häusern.
(Foto: REUTERS)
Noch ist es nicht offiziell, aber nach ägyptischen Angaben stimmen die Palästinenser einer befristeten Feuerpause im Gaza-Krieg zu. Das würde auch den Weg freimachen für Verhandlungen in Kairo. Vorerst geht der gegenseitige Beschuss jedoch weiter.
Eine palästinensische Verhandlungsdelegation hat angeblich nun doch einer 72-stündigen Waffenruhe im Gaza-Konflikt zugestimmt. Das staatliche ägyptische Nachrichtenportal Al-Ahram meldete dies unter Berufung auf palästinensische Kreise. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht.
Zuvor hatte ein ranghoher Funktionär der radikal-islamischen Hamas in Kairo Meldungen dementiert, wonach die Palästinenser dem ägyptischen Vorschlag zugestimmt hätten. Das berichtete die Nachrichtenagentur der Hamas, Al-Ray.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte wenige Stunden zuvor Verhandlungen erneut an eine Bedingung geknüpft. "Israel wird nicht unter Beschuss verhandeln", sagte er am Rande der wöchentlichen Kabinettssitzung. Der Militäreinsatz werde solange weitergehen, bis die Ruhe an der Grenze wiederhergestellt sei. Dafür sei Durchhaltevermögen nötig.
Angriffe haben sich verändert
Am Freitag war eine vorangegangene dreitägige Feuerpause von der Hamas nicht verlängert worden. Nach Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen hatte Israel seine Luftangriffe wieder aufgenommen. Nach Augenzeugenberichten war die Intensität allerdings geringer als zu Beginn des Konflikts vor mehr als einem Monat.
Seit Freitag sind nach israelischen Angaben 100 Raketen und Granaten aus dem Gazastreifen auf Israel niedergegangen. Das sind deutlich weniger als zu Beginn des Kriegs, als allein etwa 100 Raketen pro Tag abgefeuert wurden.
Auch das Muster der palästinensischen Angriffe hat sich geändert. Ziele sind nicht mehr Großstädte wie Tel Aviv, sondern insbesondere grenznahe Kibbuze. Die Flugbahn der Geschosse ist damit so kurz, dass das israelische Raketenabwehrsystem nicht greift. Die Höfe sind zum großen Teil evakuiert worden. Nach palästinensischen Angaben wurden am Wochenende mehr als zehn Palästinenser bei israelischen Angriffen getötet.
Arabische Liga tagt
Im vergangenen Monat wurden mehr als 3000 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Das israelische Militär hat seinerseits zahlreiche Luftangriffe geflogen. Nach Angaben der Behörden im Gazastreifen wurden fast 1900 Palästinenser getötet, vor allem Zivilisten. Israel spricht von 64 getöteten Soldaten sowie drei Zivilisten, die bei dem Beschuss durch Raketen ums Leben kamen.
Der Verhandlungsführer der Palästinenser bei den Friedengesprächen in Kairo, Sami Abu Suhri, drohte unterdessen mit der Abreise seiner Delegation, wenn Israel nicht bedingungslos an den Verhandlungstisch zurückkehre. Die ägyptische Nachrichtenagentur Mena berichtete, die palästinensische Delegation werde jedoch noch für die für Montag angesetzte Dringlichkeitssitzung der Arabischen Liga in Kairo bleiben. Die israelische Delegation war bereits vor Ende der Feuerpause am Freitag abgereist.
Die Hamas verlangt ein Ende der Blockade des Gazastreifens durch Israel und Ägypten. Die israelische Regierung fordert Garantien, dass geliefertes Material tatsächlich für den Wiederaufbau und nicht für neue Tunnelsysteme verwendet würde. Die israelische Armee hatte bei einem mehrtägigen Vorstoß nach eigenen Angaben mehr als 30 dieser Tunnel zerstört.
Quelle: ntv.de, mli/dpa/rts