Wortwahl mit politischer Dimension Papst beklagt "Völkermord" an Armeniern
12.04.2015, 11:37 Uhr
Papst Franziskus beklagt, dass die Menschheit Völkermorde nicht unterbinde.
(Foto: dpa)
Vor 100 Jahren fielen bis zu 1,5 Millionen Armenier Gräueltaten des Osmanischen Reichs zum Opfer. Während sich der Rechtsnachfolger, die Türkei, gegen den Begriff "Völkermord" verwehrt, bezieht der Pontifex ebenso deutlich Stellung.
Papst Franziskus hat die Massaker an den Armeniern als "Völkermord" bezeichnet. In einer Messe zum Gedenken an den Massenmord auf dem Gebiet der heutigen Türkei vor hundert Jahren sagte der Papst im Petersdom, im vergangenen Jahrhundert habe es "drei gewaltige und beispiellose Tragödien" gegeben. Die erste dieser Tragödien, die "weithin als 'erster Völkermord des 20. Jahrhunderts' gilt", habe das armenische Volk getroffen. Er zitierte damit eine Erklärung von Papst Johannes Paul II. dem armenischen Patriarchen aus dem Jahr 2000.
Am 24. April 1915 begann die damalige Regierung des Osmanischen Reiches mit der Verhaftung der Armenier. In der Folgezeit fielen nach armenischen Angaben bis zu 1,5 Millionen Angehörige der Minderheit einem Völkermord zum Opfer. Die Türkei weist diesen Begriff zurück und setzt die Zahl der Opfer deutlich niedriger an.
Franziskus erinnert an andere Völkermorde
An der Messe im Petersdom nahmen auch der armenische Patriarch Nerses Bedros XIX. Tarmuni und der armenische Präsident Sersch Sarkissjan teil. Ob der Papst den Begriff Völkermord benutzen würde, war mit besonderer Spannung erwartet worden.
Der Papst sagte, für die beiden anderen Völkermorde des 20. Jahrhunderts seien der "Nazismus und Stalinismus" verantwortlich. In jüngerer Vergangenheit habe es aber noch weitere Massenmorde gegeben, etwa in Kambodscha, Ruanda, Burundi und Bosnien. Die Menschheit sei offenbar nicht dazu in der Lage, "dem Vergießen von unschuldigem Blut ein Ende zu setzen", sagte Franziskus.
Quelle: ntv.de, jog/AFP