USA erwägen Unterstützung in Mali Paris beklagt ersten Gefallenen
12.01.2013, 06:49 Uhr
Im Norden des Landes sind radikalislamistische Rebellen auf dem Vormarsch.
(Foto: AP)
In Mali kämpfen französische Soldaten an der Seite der Regierungstruppen gegen islamistische Aufständische im Norden des Landes. Dabei nehmen sie rasch die strategisch wichtige Stadt Konna ein. Der Preis ist jedoch der Tod eines französischen Hubschrauberpilots. Unterstützt werden die Kämpfer womöglich bald von US-Drohnen.
Am ersten Tag des Einsatzes in Mali ist ein französischer Hubschrauberpilot getötet worden. Das teilte der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian mit. Der Einsatz der Luftwaffe diente dem Kampf gegen islamistische Rebellen im Norden des Landes, die aus der Stadt Konna vertrieben werden konnten. Zurzeit durchkämmten Soldaten die Stadt nach versteckten Islamisten, sagte ein Vertreter des malischen Verteidigungsministeriums, Diarran Koné.
Nach Frankreich werden sich möglicherweise auch die US-Streitkräfte in den Kampf gegen die Islamisten in Mali einschalten. Erwägt werde, die französischen Truppen mit Geheimdienstinformationen und logistischem Beistand zu unterstützen, sagte ein US-Regierungsvertreter. Demnach könnten auch Aufklärungsdrohnen zum Einsatz kommen.
Französische Soldaten unterstützen sei Freitag den Kampf der malischen Regierungstruppen gegen die Rebellen, die seit neun Monaten den Norden des Landes kontrollieren. Präsident François Hollande kündigte an, der französische Einsatz werde "solange dauern wie nötig". Zum Umfang der militärischen Unterstützung äußerte er sich nicht.
Hollande zeigt sich entschlossen
Malis Übergangspräsident Dioncounda Traoré erklärte in einer Botschaft an die Nation, die Islamisten hätten die Regierung zum Krieg gezwungen. Die Armee werde nun "erdrückende und massive Vergeltung" üben. Gleichzeitig verhängte er einen landesweiten Ausnahmezustand. Unter anderem wurden alle öffentlichen Zusammenkünfte und Proteste verboten.
Gleichzeitig forderte der Präsident in seiner Fernsehansprache von der Bevölkerung Geschlossenheit im Kampf um die Rückeroberung der von islamistischen Rebellen besetzten Landesteile. "Jeder Malier muss jetzt als Soldat der Heimat betrachtet werden und sich selbst als solchen sehen", sagte Traoré.
"Frankreich wird bereit sein, die Offensive der Terroristen zu stoppen, falls sie weitergehen sollte", hatte zuvor Frankreichs Präsident Hollande betont. Dabei werde sein Land "streng im Rahmen der Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen handeln", versicherte er. Alle Franzosen wurden aufgefordert, Mali zu verlassen, sofern ihre Anwesenheit nicht unabdingbar sei.
Ecowas schickt 3500 Mann nach Mali
Paris will zudem in Mali zwei im Norden des Landes entführte Franzosen befreien. Frankreich werde "alles tun", um die Geiseln zu retten, sagte Außenminister Laurent Fabius am Freitagabend in Paris. Die beiden Franzosen sind seit November 2011 in den Händen der Islamisten.
Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas begrüßte die rasche Truppenentsendung nach Mali. Ecowas-Vorsitzender Alassane Ouattara, Präsident der Elfenbeinküste, lobte in einer in Abidjan verbreiteten Erklärung vor allem die französische Regierung "für die schnelle Reaktion zur Stabilisierung der militärischen Lage in Mali". Allerdings sei diese Reaktion auf bilateraler Basis erfolgt und nicht auf Grundlage der Ende des Vorjahres verabschiedeten Resolution des Weltsicherheitsrates, fügte Ecowas-Sprecher Sunny Ugoh hinzu.
Die Ecowas bereitet sich derzeit auf die Entsendung einer 3500 Mann starken Truppe nach Mali vor. Wann der Einsatz beginnen kann, für den der Sicherheitsrat Ende des Jahres grünes Licht gegeben hatte, ist aber noch unklar. Angesichts des Vormarsches der islamistischen Rebellen hatte der UN-Sicherheitsrat die schnelle Entsendung einer afrikanisch geführten Militärmission gefordert.
Allenfalls deutsche Fremdenlegionäre im Land
Die Europäische Union plant derzeit keinen Kampfeinsatz unter EU-Flagge in Mali. Man wolle aber etwa 200 Militärberater entsenden, die malische Soldaten auf den Kampf gegen Rebellen vorbereiten sollen, sagten Diplomaten in Brüssel. Die Europäische Union will die Militärausbilder allerdings rascher als bisher geplant nach Mali schicken. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton teilte mit, die EU werde die Vorbereitungen für die Entsendung der Ausbilder "beschleunigen". Bisher war geplant, die Ausbilder innerhalb der ersten drei Monate dieses Jahres nach Mali zu schicken.
Deutschland schließt einen Kampfeinsatz der Bundeswehr in dem westafrikanischen Krisenstaat derzeit aus. Außenminister Guido Westerwelle rief in Berlin dazu auf, die politischen Bemühungen für ein Ende der Krise nochmals zu verstärken. "Eine allein militärische Lösung wird es nicht geben." Das Auswärtige Amt warnte unterdessen vor Reisen nach Mali und rief alle Deutschen, deren Aufenthalt in Mali nicht unbedingt erforderlich sei, zum Verlassen des Landes auf.
Das Verteidigungsministerium widersprach einem Bericht der Zeitung "Le Figaro", wonach sich bereits deutsche Soldaten in Mali aufhalten. Nach Angaben aus Regierungskreisen könnte es sich dabei allenfalls um Deutsch sprechende Angehörige der Fremdenlegion handeln. Der "Figaro" hatte berichtet, deutsche und französische Truppen seien in der Nähe der Stadt Mopti eingetroffen, die im Zentrum Malis liegt.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa