Gefährliche Kliniken im Südsudan Patienten in ihren Betten erschossen
01.07.2014, 11:03 Uhr
Morde in Krankenhäusern gehören im Sudan zum Kriegsalltag. Eine junge Frau mit ihrem Baby in einer Klinik. Beide leiden an Tuberkulose.
(Foto: Reuters)
Eindringlich ruft die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen einen barbarischen Konflikt in Erinnerung. Im Südsudan verfolgen sich verfeindete Volksgruppen gegenseitig bis in die Krankenhäuser. Kranke und Verletzte werden noch in ihren Betten ermordet.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) beklagt ein "entsetzliches" und seit Jahrzehnten unerreichtes Ausmaß der Gewalt im Bürgerkriegsland Südsudan. Die seit Monaten andauernde Gewalt habe gravierende Auswirkungen auf das Gesundheitssystem des ostafrikanischen Landes. "Seit der Konflikt im vergangenen Dezember ausgebrochen ist, wurden mindestens 58 Menschen in Krankenhäusern getötet. Mindestens sechs Kliniken wurden geplündert oder dem Erdboden gleichgemacht", heißt es in einem Bericht der Hilfsorganisation.
Vermutlich liege die Zahl kaltblütig ermordeter Patienten aber noch viel höher, berichtet MSF in dem Report. Viele Kranke seien in ihren Betten erschossen worden. Die Angreifer hätten auch lebenswichtige medizinische Ausrüstung zerstört. "Diese Attacken haben weitreichende Folgen für Hunderttausende Menschen, die von jeder medizinischen Hilfe abgeschnitten worden sind", erklärte der MSF-Chef in dem Krisenland, Raphael Gorgeu.
Besonders massiv betroffen seien Krankenhäuser in den Städten Bor, Malakal, Bentiu, Nasir und Leer, wo zeitweise heftige Kämpfe tobten. In Leer seien Gebäude angezündet worden, in denen zahlreiche Menschen mit HIV und Tuberkolose behandelt wurden. Das medizinische Material für Operationen, Bluttransfusionen oder Impfungen sei größtenteils verbrannt. MSF verurteilte die Gewalt auf das Schärfste und forderte alle beteiligten Parteien zum Dialog auf, um eine sichere Krankenversorgung zu gewährleisten.
Der Südsudan ist der weltweit jüngste Staat - erst im Jahr 2011 erlangte er seine Unabhängigkeit vom Sudan. Mitte Dezember eskalierte ein seit Jahren schwelender Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem Rivalen Riek Machar, blutige Kämpfe waren die Folge. Die Feindschaft der beiden Politiker wird dadurch verschärft, dass Kiir der Volksgruppe der Dinka, Machar aber der Volksgruppe der Nuer angehört. In dem Konflikt wurden bereits Tausende Menschen getötet, mehr als eineinhalb Millionen weitere befinden sich auf der Flucht.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP