Wahl zum "Speaker" Paul Ryan kandidiert - mit Widerwillen
21.10.2015, 20:38 Uhr
Ryans Forderung, Flügelkämpfe zu beenden, ist geschickt. Er macht damit Druck auf die erzkonservative Gruppe "Freedom Caucus".
(Foto: picture alliance / dpa)
Direkt hinter dem US-Vizepräsidenten rangiert laut Verfassung der "Speaker". Nachdem einige Kandidaten das Handtuch geworfen haben, würde sich Paul Ryan bereit erklären die verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen. Allerdings stellt er Bedigungen.
Der Präsident des Abgeordnetenhauses ist eine der wichtigsten Positionen in der US-Innenpolitik und rangiert in der Verfassung als Nummer drei hinter dem Präsidenten und dessen Vize. Die Wahl wird nötig, weil der von parteiinternen Kämpfen zermürbte amtierende "Speaker" John Boehner zurücktreten will. Danach zog sich Kandidat Kevin McCarthy überraschend mitten im Rennen zurück. Die Partei müsse geeint hinter ihm stehen, forderte Ryan. Zwar kandidiere er widerwillig. Er wolle sich aber nicht vorwerfen lassen, nicht alles versucht zu haben, als es um besonders viel gegangen sei. "Wenn ich wirklich die einigende Gestalt sein kann, bin ich glücklich, zu dienen", sagte Ryan. Eindringlich mahnte er seine Partei zu Einigkeit und Teamwork, um ihre Botschaft wieder deutlicher zu vermitteln.
Seinen Traumjob hat Ryan längst
Ryans Schachzug - ich trete an, aber nur, wenn wirklich alle die Kandidatur tragen - ist geschickt. Er lenkt damit den Druck auf den einflussreichen, erzkonservativen "House Freedom Caucus". Das Repräsentantenhaus hat 435 Mitglieder, davon 247 Republikaner. Für eine Mehrheit braucht es 218 Stimmen. Ohne den Block der 40 Mitglieder des Freedom Caucus geht nichts voran. Diese Hardliner hatten Ryan zuletzt als zu weich bezeichnet und ihn abgelehnt.
Dabei ist der Politiker aus Wisconsin selbst sehr konservativ. Im letzten Wahlkampf sollte er als Vize an der Seite von Mitt Romney eine Brücke zur Tea-Party-Bewegung schlagen. Ryan ist momentan Vorsitzender des mächtigen Haushaltsausschusses - sein Traumjob. Er betreibt Finanzpolitik mit glühender Begeisterung. Wegbegleiter beschreiben ihn als einen Mann, der Menschen begeistern und mitreißen kann.
Ryan wurde 1970 geboren, er ist Katholik mit irischen Wurzeln und Vater dreier Kinder. Er ist zwar seit 17 Jahren im Kongress, hat sich aber dennoch das Image einer frischen Kraft bewahren können, die mit den Washingtoner Eliten eigentlich nichts zu tun hat. In einem Jahr wird der nächste US-Präsident gewählt. Das Repräsentantenhaus ist neben dem Senat eine der beiden Kammern des Kongresses.
Quelle: ntv.de, ahe/dpa