Politik

Ausschreitungen in Brasilien halten an Pelé sympathisiert mit Protestbewegung

In Fortaleza kam es zu Protesten am Rande des Spiels Brasilien gegen Mexiko.

In Fortaleza kam es zu Protesten am Rande des Spiels Brasilien gegen Mexiko.

(Foto: AP)

Ein Facebook-Eintrag Pelés, in dem er fordert, die Proteste in Brasilien zu vergessen, sorgt für scharfe Kritik. Daraufhin stellt er seine Äußerung richtig und erklärt seine Unterstützung für die Demonstranten. Auch Neymar wünscht sich ein besseres Brasilien. Die gewalttätigen Ausschreitungen halten derweil an.

Brasiliens Fußball-Legende Pelé unterstützt die Proteste in seinem Land, hat aber die Ausschreitungen vehement kritisiert. "Unser Land verdient bessere Transportmittel, ein besseres Gesundheitssystem und eine bessere Schule", sagte er dem Internetportal globo.com. Er sei zu "100 Prozent" einverstanden mit dieser Denkweise und dem Volk, das auf der Straße sei.

Allerdings wurden die Proteste in Fortaleza auch von Ausschreitungen begleitet.

Allerdings wurden die Proteste in Fortaleza auch von Ausschreitungen begleitet.

(Foto: REUTERS)

Klare Worte fand er aber für Randalierer, die in den vergangenen Tagen am Rande der Demonstrationen in mehreren Städten für Krawalle sorgten: "Die Banditen verderben einen Marsch, der friedlich ist und Forderungen stellt zum Besten der brasilianischen Bevölkerung und unserer Gesellschaft."

Zunächst war der 72-Jährige, der in Brasilien schon einmal das Amt des Sportministers inne hatte, am Mittwoch durch Äußerungen in die Kritik geraten. Er hatte die Fußball-Fans um Unterstützung für die brasilianische Nationalmannschaft beim Confed Cup gebeten und dabei gesagt: "Lasst uns die ganze Konfusion, die in Brasilien passiert, vergessen, und denken wir daran, dass die brasilianische Seleção unser Land ist, unser Blut. Wir werden die Seleção nicht auspfeifen, sondern bis zum Finale unterstützen."

Neymar wünscht sich "gerechteres" Brasilien

Vor allem im sozialen Netzwerk Facebook hatte diese Äußerung einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Seine Landsleute warfen ihm "Ignoranz" vor, er solle "zur Hölle" fahren. Nun stellte Pelé klar, dass er lediglich darum gebeten habe, die Nationalmannschaft zu unterstützen und "nicht die Frustrationen an ihr auszulassen".

Die Polizei geht - hier am Montag in Rio - nicht zimperlich gegen Demonstranten vor. Diese Frau wird mit Pfefferspray besprüht.

Die Polizei geht - hier am Montag in Rio - nicht zimperlich gegen Demonstranten vor. Diese Frau wird mit Pfefferspray besprüht.

(Foto: AP)

Der Ehrenbotschafter der Weltmeisterschaft 2014 warnte zudem davor, die anstehenden Sportgroßereignisse zu beschädigen. "Die Fußball-WM, die Olympischen Spiele (2016 in Rio) und der Confed-Cup sind wichtige Events, damit unser Land wächst. Ich bin einverstanden damit, dass wir gegen die Korruption kämpfen müssen, ohne jeden Zweifel", sagte Pelé. Aber das dürfe nicht vermischt werden. "Die Spieler der Seleção haben nichts mit Korruption zu tun. Das muss getrennt werden."

Zahlreiche brasilianische Nationalspieler und Trainer Luiz Felipe Scolari hatten bereits verbal die Protestbewegung unterstützt und Kritik an der Regierung geübt. Jungstar Neymar zeigte sich "traurig" über die Proteste. "Ich wünsche mir ein Brasilien, das gerechter, sicherer, gesünder und ehrlicher ist", schrieb er auf seiner Facebook-Seite. Es sei die Aufgabe der brasilianischen Regierung, für mehr Sicherheit, Bildung und Gesundheit zu sorgen.

Der Gouverneur des Bundesstaates São Paulo, Geraldo Alckmin, sagte derweil, die Preiserhöhungen für U-Bahnen, Züge und Busse würden ausgesetzt. Der Bürgermeister von Rio, Eduardo Paes, kündigte eine Preissenkung lediglich für Busfahrten an. Die neuen Regeln sollen am Montag in Kraft treten. Zuvor hatten bereits andere Städte Preiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr zurückgenommen. Das Heraufsetzen der Ticketpreise war ein Auslöser der Massenproteste, die sich innerhalb von zwei Wochen von Porto Alegre über São Paulo auf zahlreiche Städte ausweiteten.

Weitere Kundgebungen geplant

Die Organisatoren der Demonstrationen feierten den Teilerfolg als wichtigen Sieg und wollen weitermachen. "Wir haben uns organisiert, sind auf die Straße gegangen, ohne den Kopf einzuziehen vor einem Regierenden, einem Unternehmen, einem Politiker - das Volk hat es geschafft, die Tarife zu verringern. Wenn das Volk das schafft, kann es noch viel mehr erreichen", sagte der Student Caio Martins, der zu der Gruppe "Passe Livre" gehört, die die Proteste in São Paulo organisierte, der Zeitung "Estado de São Paulo".

Nach der Ankündigung gab es in Niterói in der Nähe von Rio allerdings erneut schwere Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizisten. Die Polizei setzte Wasserwerfer gegen eine Gruppe von Demonstranten ein, die eine 15 Kilometer lange Brücke zwischen Niterói und Rio blockieren wollte. Zuvor gab es vor dem Fußball-Spiel Brasilien gegen Mexiko in Fortaleza im Nordosten des Landes Ausschreitungen. Dort hatten sich etwa 25.000 Demonstranten versammelt. Etwa 10.000 Teilnehmer warfen Steine auf die Beamten. Diese feuerten Tränengas und Gummigeschosse ab.

Weitere Kundgebungen waren in ganz Brasilien geplant - vor allem auch in Rio, wo die Nationalmannschaften Spaniens und Tahitis aufeinander treffen sollten. Die brasilianische Regierung hatte am Mittwoch angekündigt, 6000 zusätzliche Elitepolizisten für den Schutz der sechs Austragungsorte des Confederations Cup einzusetzen.

Quelle: ntv.de, dpa/sid/AFP

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