Politik

Zwei Euro in der Stunde Pflege zum Ramsch-Preis

Mit osteuropäischem Personal und Discountpreisen will ein Bremer Unternehmen den Pflegemarkt in Deutschland erobern. Das Unternehmen namens "McPflege" bietet 24-Stunden-Betreuung ab zwei Euro pro Stunde, wie Geschäftsführer Norbert Meiners sagte.

Das Angebot sei aber nicht als Konkurrenz zu den herkömmlichen Pflegediensten, sondern eine Ergänzung gedacht. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der Pflegeberufsverband kritisierten das Konzept.

McPflege wirbt mit persönlicher Erreichbarkeit von Mitarbeitern und mit bundesweiter Präsenz. Die Pauschalhonorare pro Monat betragen für den Dienst je nach Aufwand zwischen 1.500 und 1.700 Euro. Bei 30 Tagen mit jeweils 24 Stunden Betreuung ergibt sich daraus ein Durchschnittspreis von gut zwei Euro pro Stunde. Hinzu komme ein jährliches Vermittlungshonorar von rund 570 Euro für examiniertes, sozialversichertes und deutschsprachiges Personal aus Osteuropa. Im Vergleich dazu koste eine marktübliche Ganztagsbetreuung mit deutschen Pflegekräften bis zu 5.000 Euro im Monat.

Aus den Honoraren könne dem Personal ein für osteuropäische Verhältnisse übertarifliches Gehalt als Anreiz für die Arbeit im Ausland gezahlt werden, sagte Meiners. Derzeit bestünden zunächst Verträge mit Pflegedienstleistern aus Ungarn.

"Gegen die Menschen"

Ralf Krüger vom Verdi-Landesverband Bremen sagte, die Gewerkschaft lehne das Geschäftsmodell kategorisch ab. Schon der Firmenname lasse an Fast Food denken und suggeriere "Fast-Pflege". "Wir glauben, dass die Qualität, die in der Pflege nötig ist, von McPflege nicht erreicht werden kann." Das Angebot gehe gegen die Menschen und gegen die Arbeitsbedingungen in der Altenpflege. Die Preise seien "ein Skandal in sich", sagte Krüger.

Im Hinblick auf die Konkurrenz zu herkömmlichen Pflegediensten sagte McPflege-Geschäftsführer Meiners: "Wir verdrängen niemanden." Laut EU-Dienstleistungsrichtlinie sei die eigentliche Pflege deutschen Diensten vorbehalten. Die ungarischen Kräfte dürften aber ergänzend tätig werden. Seine Beschäftigten sollten 24 Stunden in der Wohnung anwesend sein und die Betreuung zwischen den Besuchen der Pflegedienste übernehmen, erklärte Meiners.

Tatsächlich diene die zusätzliche Betreuung nicht nur den Patienten, sondern auch den Diensten, da Pflegebedürftige so länger zu Hause betreut werden könnten: "Die Menschen wollen nicht ins Heim, und den Pflegediensten gehen nicht die Patienten verloren", sagte Meiners. Der Einsatz bei den Pflegebedürftigen solle über Kontakte mit den ambulanten Diensten zu Stande kommen. "Der Pflegedienst kennt seine Fälle. Er weiß, welchem Kunden er das finanziell zumuten kann und welche daran Interesse haben", sagte Meiners.

20 Geschäftsstellen

Derzeit existieren zwei Filialen in Bremen und in der Nähe von Cloppenburg, in den kommenden Tagen soll ein Ableger in Hamburg eröffnen. In zwölf Monaten will McPflege 20 Vertriebsniederlassungen haben. Mittelfristig will die Firma bundesweit und in Nachbarländern tätig werden.

Der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Berufsverbandes für Altenpflege, Holger Knörr, warnte vor der Entwicklung und bezweifelte die Qualifikation des Personals: Zweifellos sei die Nachfrage nach Rund-um-Betreuung groß. Wenn diese legal abgedeckt werden könne, verspreche das Konzept ein Erfolgsmodell zu werden. Hier gehe es aber nur darum, das Alleinsein zu vermeiden: "Professionelle Pflege ist etwas anderes."

Quelle: ntv.de

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