Verdacht auf Behandlungsfehler Pfusch sorgt für viel Ärger
06.05.2014, 13:03 Uhr
Die Zahl der bestätigten Behandlungsfehler ist 2013 allerdings gesunken.
(Foto: dpa)
Falsch eingesetzte Implantate, verkehrt operierte Knie - im Operationssaal können kleine Fehler eine verheerende Wirkung haben. Mehr Menschen sind zuletzt ihrem Verdacht auf Fehler nachgegangen - offenbar nicht unberechtigt.
Mehr als 26.000 Patienten haben sich im vergangenen Jahr wegen des Verdachts auf Behandlungsfehler in Krankenhäusern und Arztpraxen bei offiziellen Stellen beschwert. In rund jedem vierten Fall wurde ein Fehler bestätigt. Trotz verstärkter Bemühungen vieler Krankenhäuser zur Vermeidung von Fehlern sind die Risiken für die Patienten in Deutschland aus Sicht der Krankenkassen nach wie vor viel zu hoch.
"Viele Behandlungsfehler wären vermeidbar", sagte der leitende Arzt des Medizinischen Dienstes des Kassen-Spitzenverbands (MDS), Stefan Gronemeyer, bei der Präsentation der neuen MDS-Statistik in Berlin. Allein der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) erstellte demnach 2013 rund 14.600 Gutachten wegen Verdachts auf Fehler. Das sind gut 2000 mehr als im Vorjahr. Bei den Gutachterstellen der Ärzteschaft gingen zudem rund 12.000 Anträge auf Gutachten ein. Diese Zahlen sind noch nicht veröffentlicht. Knapp 3700 Mal kamen die MDK-Gutachter zu dem Ergebnis, dass ein Behandlungsfehler vorliegt.
Wachsamkeit wächst
Auch bei den Gutachterstellen der Ärzteschaft wurde in rund jedem vierten der untersuchten Fälle ein Fehler festgestellt. Wie viele Patienten sich direkt an Gerichte wenden, ist unbekannt. Die Dunkelziffer ist laut MDS zudem hoch.
Dass sich mehr Menschen beschwerten, liegt laut Gronemeyer unter anderem an mehr öffentlicher Wachsamkeit in dem Bereich und an neuen gesetzlichen Erleichterungen etwa durch das 2013 in Kraft getretene Patientenrechtegesetz. Rund sieben von zehn Vorwürfen richten sich gegen Krankenhäuser, ein Drittel gegen niedergelassene Ärzte.
Knie- und Hüftgelenks-OP als Schwachstelle
Am häufigsten hegen Patienten einen Fehlerverdacht nach einer Operation. Insbesondere nach dem Einsatz von Knie- oder Hüftgelenksprothesen haben viele den Eindruck, dass etwas schief gelaufen ist - und lassen die Therapie überprüfen. In mehr als 1000 Fällen konnten zuletzt Fehler nachgewiesen werden. Die höchste Fehlerquote wurde jedoch im Bereich Pflege nachgewiesen.
Gronemeyer lobte, dass es neue Vorgaben zur Einführung von Fehlermelde- und Risikomanagementsystemen in den Kliniken und Praxen gibt. Doch er kritisierte: "Derzeit ist festzustellen, dass Maßnahmen zur Vermeidung von Behandlungsfehlern nicht ausreichend umgesetzt sind." Es brauche eine verstärkte Sicherheitskultur. "Der erforderliche Kulturwandel ist aber bestenfalls eingeleitet."
Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, gab zu bedenken: "Angesichts von fast 700 Millionen Behandlungsfällen im ambulanten Bereich und mehr als 18 Millionen Fällen in den Kliniken jährlich bewegt sich die Zahl der festgestellten ärztlichen Behandlungsfehler im Promillebereich."
Quelle: ntv.de, ppo/dpa