Gewalt auf der Balkanroute Polizei und Flüchtlinge geraten aneinander
08.09.2015, 11:31 Uhr
Die Polizei in Mazedonien versucht, die Kontrolle über die Situation wieder zu erlangen.
(Foto: REUTERS)
Zehntausende Menschen sind derzeit unterwegs über den Balkan nach Westeuropa. Vor allem an den Grenzen spielen sich dabei chaotische Szenen ab. Die Polizei versucht an manchen Orten mit Gewalt, der Situation Herr zu werden.
Auf der griechischen Insel Lesbos ist es zu Zusammenstößen zwischen Flüchtlingen und der Polizei gekommen. Rund 6000 Menschen versuchten, auf die Fähre "Eleftherios Venizelos" zu gelangen, die nach Piräus auslaufen sollte. Die Fähre kann aber höchstens 2500 Passagiere aufnehmen. Wie Augenzeugen berichteten, setzte die Polizei Schlagstöcke ein, um die Flüchtlinge daran zu hindern, auf das überfüllte Schiff zu gelangen.
Die Fähre konnte anschließend ablegen und sollte im Laufe des Vormittags in Piräus ankommen. Eine weitere Fähre, die "Tera Jet", sollte am Dienstag 1700 weitere Flüchtlinge abholen, wie das Staatsradio berichtete. Die Übergangsregierung in Athen plant in den kommenden Tagen, zwei zusätzliche Fähren einzusetzen.
In der Ostägäis, wo viele syrische Flüchtlinge ankommen, herrschen teils chaotische Zustände. Das Chaos wiederum führte in den vergangenen Tagen immer wieder zu Gewaltausbrüchen. Die Einwohner der Inseln, humanitären Organisationen und die Behörden sind überfordert, die Asylsuchenden erschöpft. Sie müssen teils tagelang auf ihre Registrierung warten. Erst dann können sie auf eine der Fähren zum griechischen Festland gelangen. Von dort aus ziehen die Flüchtlinge in der Regel weiter in Richtung Westeuropa.
Zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen und Sicherheitskräften kam es auch an anderen Orten auf der sogenannten Balkan-Route, auf der derzeit Zehntausende unterwegs sind. Mazedonische Polizisten haben am Montag an der Grenze zu Griechenland mit Knüppeln auf Flüchtlinge eingeschlagen. Seit dem Morgen bis zum frühen Abend überquerten mehr als 2000 Flüchtlinge von Griechenland aus die Grenze nach Mazedonien. 8000 weitere warteten in angespannter Atmosphäre auf der griechischen Seite.
"Naturgemäße Rempeleien"
Von Seiten des mazedonischen Innenministeriums hieß, bei solch großen Menschenmengen gebe es naturgemäß Rempeleien. Die Polizei müsse einschreiten, um eine Eskalation der Lage zu verhindern.
An der serbisch-ungarischen Grenze durchbrachen gestern etwa tausend Menschen eine Polizeiabsperrung an einer Sammelstelle für die Registrierung von Flüchtlingen nahe dem Erstaufnahmelager in Röszke. Im Laufe des Tages hatte es an der Sammelstelle Proteste und Rangeleien gegeben. Die Flüchtlinge waren unzufrieden damit, dass sie stundenlang im Freien auf Busse warten mussten, die sie zum Erstaufnahmelager bringen sollten. Die Polizei setzte Tränengas ein, nachdem einige Flüchtlinge mit Steinen geworfen hatten.
In der Nähe von Röszke kletterten etwa 200 Flüchtlinge über einen Zaun und gelangten so auf die Autobahn M5. Gemeinsam liefen sie gegen die Fahrtrichtung in Richtung der Hauptstadt Budapest. Die Polizei sperrte einen Teil der Autobahn. Später willigten die Demonstranten ein, sich in Bussen zu der Erstaufnahmeeinrichtung zurückbringen zu lassen.
Mazedonische Polizisten haben am Montag an der Grenze zu Griechenland mit Knüppeln auf Flüchtlinge eingeschlagen. Dabei wurden nach Angaben eines AFP-Fotografen mindestens drei Flüchtlinge verletzt.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa/AFP