"Endlich!" Polnische Medien feiern Steinbachs Abgang
07.07.2014, 12:10 Uhr
Erika Steinbach legt das Amt der Chefin des Vertriebenenverbands nieder.
(Foto: dpa)
16 Jahre stand sie an der Spitze des Bundes der Vertriebenen. Jetzt kündigt Erika Steinbach an, nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung zu stehen. Mit den Polen wurde Steinbach nie warm. Die Medien des Landes weinen der kühlen Deutschen keine Träne nach.
Der Rückzug von Erika Steinbach von der Spitze des Verbands der Vertriebenen hat in Polen ein starkes Medienecho ausgelöst. "Dieser Tag musste kommen", schrieb Krzysztof Ruchniewicz, polnischer Historiker und Leiter des Willy-Brandt-Instituts der Universität Breslau, in seinem Blog. "Für Warschau kann das eine gute Nachricht sein." Mit Steinbach scheide eine Person aus dem Amt, "die in der Vergangenheit starke und ausschließlich negative Gefühle in den deutsch-polnischen Beziehungen ausgelöst hat."
"Sie nutzte selbst den Abschied aus dem Amt, um über die Polen zu klagen", schrieb die linksliberale "Gazeta Wyborcza". "Sie rief Stürme (der Empörung) in Polen und Tschechien hervor. Erika Steinbach tritt ab", hieß es bei der Rundfunknachrichtenagentur IAR.
"Endlich! Erika Steinbach wird nicht mehr die Chefin des Vertriebenenverbands sein", kommentierte das nationalkonservative Webportal Wpolityce.pl. "Aus polnischer Perspektive ist das ein Grund zur Freude."
In Polen gehörte die Vertriebenenchefin jahrelang zu den bekanntesten und umstrittensten deutschen Politikerinnen; in manchen Medien wurde sie regelrecht dämonisiert. Ihre Forderung nach einem Zentrum gegen Vertreibungen wurde als Versuch gewertet, die Geschichte des Zweiten Weltkrieges neu zu bewerten und auf eine Entlastung deutscher Schuld hin zu arbeiten, indem die Deutschen in der Opferrolle gezeigt wurden.
"Dieses Ziel erreichte Steinbach nicht - dank Angela Merkel", bilanzierte die "Gazeta Wyborcza". "Die Kanzlerin entschied, dass der Staat und nicht der Verband der Vertriebenen gedenkt und Steinbach zu kontrovers ist, um im Aufsichtsrat zu sitzen. Statt dessen sitzen zwei polnische Historiker im wissenschaftlichen Beirat. Kurz nachdem diese Entscheidung 2010 fiel, erlosch ihr (Steinbachs) Stern."
Quelle: ntv.de, ppo/dpa