Politik

"Sie töten nur auf Verdacht" Premier klagt US-Truppen an

Nach immer neuen Vorwürfen zu Übergriffen von US-Soldaten hat der neue irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki das Vorgehen der Amerikaner in seinem Land scharf kritisiert. Er warf den US-Soldaten vor, fast schon gewohnheitsmäßig Zivilisten anzugreifen. Nach Berichten über ein Massaker an Zivilisten in der Stadt Haditha wurden am Freitag neue Vorwürfe gegen US-Soldaten laut.

In Washington wurden nach US-Medienberichten noch am Freitag Mordanklagen gegen sieben Marineinfanteristen und einen Marinesoldaten wegen der Tötung eines Irakers erwartet. Der britische Fernsehsender Sender BBC strahlte ein Video aus, das auf ein Massaker an elf Zivilisten im März 2006 in der Stadt Ischaki hindeuten könnte. Im Skandal um die Gefangenenmisshandlungen von Abu Ghoreib wurde ein US-Soldat wegen Bedrohung eines Häftlings mit einem Schäferhund schuldig gesprochen.

Gewalt gegen Zivilisten ist "alltägliches Phänomen"

Die US-Zeitung "New York Times" zitierte Ministerpräsident Al-Maliki, Gewalt gegen Zivilisten sei ein "alltägliches Phänomen" geworden. "Sie zerquetschen sie mit ihren Fahrzeugen und töten sie nur auf Verdacht hin", sagte er. "Dies ist vollkommen inakzeptabel." Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) zeigte sich "entsetzt" über die Berichte zu dem Vorfall in Haditha: "Natürlich bin ich entsetzt angesichts dieser Berichte. Das gilt auch für die amerikanische Regierung. Das muss lückenlos aufgeklärt werden".

In dem Video, das der BBC nach eigenen Angaben von einer den Koalitionstruppen feindlich gesonnenen extremistischen Sunnitengruppe zugespielt wurde, sind tote Kinder und Erwachsene zu sehen. Nach Angaben der irakischen Polizei umzingelten die US-Soldaten am 15. März ein Haus in Ischaki etwa 100 Kilometer nördlich von Bagdad und erschossen dann bewusst die elf Menschen darin. Unter den Opfern seien fünf Kinder und vier Frauen gewesen. Schließlich hätten die US-Truppen das Gebäude gesprengt.

US-Militär kündigt Untersuchung an

Dagegen berichteten die US-Streitkräfte, sie hätten auf Grund eines Hinweises, demzufolge sich in dem Haus ein Unterstützer des Terrornetzwerkes El Kaida aufhalte, eine Militäroperation gestartet. Das hüttenähnliche Gebäude sei auf Grund des heftigen Schusswechsels während der Aktion eingestürzt. Dabei seien der Terrorverdächtige, zwei Frauen und ein Kind ums Leben gekommen. Das US-Militär bestätigte, eine Untersuchung des Vorfalls sei eingeleitet worden.

Zwangsarbeit für Hundeführer

Ein Hundeführer der US-Armee ist wegen Folter im berüchtigten US-Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad zu 90 Tagen Zwangsarbeit verurteilt worden. Die Richter des US-Militärgerichts in Fort Meade im US-Bundesstaat Maryland sahen es am Freitag als erwiesen an, dass der 32-jährige Santos Cardona einen Gefängnisinsassen mit seinem Hund in Angst und Schrecken versetzt hatte. Zudem wurde der Feldwebel degradiert und ihm werden 7200 Dollar von seinem Sold abgezogen, wie eine Armeesprecherin mitteilte. Cardona war bereits der elfte Soldat, der wegen der Misshandlung von Häftlingen in dem Gefängnis verurteilt wurde.

Mordklage gegen 8 Soldaten

Die acht Soldaten, denen jetzt der Prozess gemacht wird, werden beschuldigt, am 26. April einen Mann aus einem Haus in Hamadija bei Bagdad gezerrt und den Zivilisten erschossen zu haben. Dann sollen sie ein Sturmgewehr neben die Leiche gelegt haben, um vorzutäuschen, dass er ein bewaffneter Rebell gewesen sei.

Im Fall Haditha stehen US-Marineinfanteristen im Verdacht, am 19. November vergangenen Jahres 24 Menschen erschossen zu haben, darunter Kinder und Frauen. Wie die "Washington Post" am Freitag meldete, wollen Ermittler die Leichen mehrerer Opfer exhumieren. Sie versprächen sich davon wichtige Erkenntnisse etwa darüber, aus welcher Entfernung, aus welchen Winkeln und mit welchen Kugeln die Zivilisten erschossen worden seien. Das wiederum könne bei der Aufklärung der Vorgänge und der Identifizierung der beteiligten Schützen helfen. Eine derartige Untersuchung hatte es seinerzeit nach dem Vorfall nicht gegeben, weil er erst vor kurzem als mögliches Verbrechen eingestuft worden war.

Quelle: ntv.de

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