Streik in Frankreich Protest gegen Privatisierung
03.10.2002, 16:22 UhrAus Protest gegen die Privatisierungspolitik der französischen Mitte-Rechts-Regierung sind am Donnerstag zehntausende Angestellte staatlicher Unternehmen in einen Streik getreten. Nach Angaben der Gewerkschaften beteiligten sich 60.000 Menschen an einer zentralen Demonstration in Paris.
Initiiert wurde der Protesttag von den Gewerkschaften der Energieunternehmen Electricité de France (EdF) und Gaz de France (GdF); Angestellte weiterer Firmen des öffentlichen Sektors wie France Télécom, Post, Eisenbahn und Air France schlossen sich dem Aufruf an.
Trotz der landesweiten Proteste kam es zunächst nicht zu größeren Beeinträchtigungen im Bahn- oder Flugverkehr. Am Pariser Flughafen Charles de Gaulle fielen zunächst 24 Flüge aus, in Orly lief der Verkehr bis Mittag normal. Insgesamt sollten rund 60 von 1700 Air-France-Abflügen an den Pariser Flughäfen ausfallen.
Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage und der EU-Forderung nach ausgeglichenen Staatsfinanzen erhofft Premierminister Jean-Pierre Raffarin durch die Teilprivatisierung von Unternehmen Milliardenerlöse. Bevor die Energiekonzerne jedoch für privates Kapital geöffnet werden können, muss die Regierung das extrem teure Pensionssystem reformieren, das bislang mögliche Investoren abschreckt.
Die Beschäftigten fürchten um ihre Arbeitsplätze und die sozialen Leistungen. Im Ringen um ein neues Pensionssystem will Raffarin eine Konfrontation wie 1995 unter seinem Vorgänger Alain Juppé vermeiden. Juppés Pläne für eine Kürzung der Pensionen der Bahnarbeiter führten damals zu Massenprotesten und trugen zur Wahlniederlage seiner Regierung 1997 bei.
Quelle: ntv.de