"Nacht im Stehen" Proteste in Paris schlagen in Gewalt um
12.04.2016, 11:35 Uhr
Protestler auf dem Place de la République in Paris.
(Foto: AP)
Die französische Regierung will zur Ankurbelung der Wirtschaft und für mehr Beschäftigung den Arbeitsmarkt reformieren. Doch dagegen regt sich seit Wochen Protest. Inzwischen ist daraus eine eigene Bewegung entstanden.
Am Rande der Proteste der Bewegung "Nuit debout" in Paris ist es in der Nacht zu Ausschreitungen gekommen. Aktivisten hätten am Place de la République eine Barrikade errichtet und Wurfgeschosse auf eingreifende Polizisten geschleudert, teilten die Behörden mit. An einem Geschäft, einer Bankfiliale und zwei Restaurants seien zudem Scheiben eingeschlagen oder mit Farbbeuteln beworfen worden.
Bereits seit knapp zwei Wochen treffen sich jeden Abend unter dem Motto "Nuit debout" ("Nacht im Stehen" oder "Die Nacht über wach"') hunderte Demonstranten auf dem Place de la République, um gegen eine geplante Reform des Arbeitsrechts und für mehr soziale Gerechtigkeit zu protestieren. Im Zuge der Demonstrationen entstand auch die Protestbewegung "Nuit debout". Sie hat sich von Paris aus inzwischen auf dutzende französische Städte ausgebreitet.
Die Reformen sehen unter anderem eine Lockerung der 35-Stunden-Woche und vereinfachte Regeln für betriebsbedingte Kündigungen vor. An der Spitze der Protestbewegung stehen neben den Gewerkschaften Schüler- und Studentenorganisationen. Deren Vertretern versprach Premier Manuel Valls eine Reihe von Maßnahmen - darunter längere Stipendien und mehr Hilfe bei der Stellensuche.
Hunderte ziehen durch die Hauptstadt
Zwar hatte die Polizei in Paris zu Wochenbeginn nach eineinhalb Wochen das auf dem Platz in der Pariser Innenstadt errichtete Protestcamp geräumt, nachdem eine Versammlungserlaubnis erloschen war. Doch die Aktivisten meldeten umgehend eine neue Demonstration an - und so versammelten sich am Montagabend erneut zahlreiche Menschen auf dem Platz.
Nach Polizeiangaben zogen gegen Mitternacht rund 400 Menschen in kleinen Gruppen in Richtung eines Bezirksrathauses und warfen dabei Mülleimer um. Bei ihrer Rückkehr hätten die Gruppen auf dem Weg eingesammelte Absperrungen dabei gehabt, mit denen sie dann auf dem Place de la République eine Barrikade errichte hätten. Daraufhin sei es zu den Zusammenstößen mit der Polizei gekommen.
Die Behörden riefen die Verantwortlichen von "Nuit debout" auf, "ihrer Verantwortung gerecht zu werden", um neue Zwischenfälle zu verhindern. Schon seit einigen Tagen fürchten die Aktivisten, dass sich Randalierer unter die friedlichen Demonstranten mischen könnten. Am Wochenende hatten hunderte Menschen versucht, vom Platz aus zur Wohnung von Premierminister Manuel Valls zu gelangen, es gab Verwüstungen und acht Festnahmen.
Französische Medien ziehen inzwischen Parallelen zu den Protestbewegungen Occupy Wall Street in New York und den Indignados in Madrid, die als Reaktion auf soziale Ungleichheit, Bankenspekulationen oder den Sparkurs der spanischen Regierung entstanden waren.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa