Politik

"Anschlag nie näher gestanden" Prozess gegen Kofferbomber

Im Düsseldorfer "Kofferbomberprozess" hat die Bundesanwaltschaft eine lebenslange Haftstrafe für den angeklagten 24-jährigen Libanesen Youssef El H. gefordert. Die Beweisaufnahme habe ergeben, dass der Vorwurf des vielfachen versuchten Mordes zutreffend sei.

Er habe "möglichst viele Menschen töten" wollen, sagte Staatsanwältin Duscha Gmel in ihrem Plädoyer vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht. Der 24-jährige Angeklagte habe "zahlreiche unbeteiligte Zivilisten töten und Angst und Schrecken verbreiten" wollen.

Als Motiv für die zwei geplanten Anschläge nannte die Vertreterin der Bundesanwaltschaft "gewaltsame Vergeltung für die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen". E.H. habe gemeinsam mit seinem im Libanon inhaftierten Komplizen "Rache an der westlichen Welt nehmen" wollen. Sie sprach von einer "geradezu erdrückenden Beweislast" gegen den Angeklagten.

"Sprengsätze totsicher"

"Deutschland hat einem islamistischen Anschlag nie näher gestanden", hob die Staatsanwältin hervor. Die mögliche Opferzahl im Falle der Detonation bezifferte sie auf mindestens 60 bis 75 Menschen. Insgesamt befanden sich in beiden Zügen zum Zeitpunkt der fehlgeschlagenen Attentate rund 280 Reisende. Die beiden Kofferbomber hätten beabsichtigt, "durch die Detonation möglichst viele Menschen zu töten". Die Staatsanwältin fügte hinzu: "Aus ihrer Sicht waren die Sprengsätze totsicher".

Die Explosion sei "nur mit Glück" fehlgeschlagen, sagte die Staatsanwältin weiter. Die beiden libanesischen Studenten hätten "mangelnde chemische Kenntnisse" besessen und den Propangas-Flaschen kein Oxidationsmittel wie Sauerstoff zugesetzt. Die Staatsanwältin wies zugleich die Argumentation der Verteidiger von E.H. zurück, wonach ihr Mandant die Sprengsätze absichtlich in funktionsunfähiger Form zusammengebaut habe.

Auch im Libanon verurteilt

Wegen des versuchten Anschlags vom 31. Juli 2006 auf zwei deutsche Regionalzüge muss sich der 24-jährige Libanese seit gut zehn Monaten vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf verantworten. Der Ex-Student soll gemeinsam mit dem im Libanon bereits verurteilten Komplizen auf dem Kölner Hauptbahnhof selbstgebastelte Bomben in zwei Zügen deponiert haben.

Der zweite Kofferbomber, Jihad H., hatte die Anschlagspläne im Libanon gestanden und war dort zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Danach hatte es eine Vernehmung von H. im Libanon durch libanesische Justizvertreter für den Düsseldorfer Prozess gegeben. Dort hatte H. ausgesagt, er sei zuvor in der Haft geschlagen worden.

Quelle: ntv.de

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