Iwanow wird Naturschützer Putin entlässt Kreml-Verwaltungschef
12.08.2016, 13:23 Uhr
Sergej Iwanow ist seinen Posten als Kreml-Stabschef los.
(Foto: AP)
Der russische Präsident Wladimir Putin tauscht überraschend einen seiner engsten Mitarbeiter aus. Sergej Iwanow ist nicht länger Leiter des Präsidialamtes, sondern Sonderbauftragter für Naturschutz - offiziell auf eigenen Wunsch.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat überraschend seinen langjährigen Vertrauten Sergej Iwanow entmachtet. Putin entließ den 63-Jährigen als Leiter des Präsidialamts und ernannte ihn zum Sonderbeauftragten für Naturschutz und Transport. Das teilte der Kreml in Moskau mit. Zum Nachfolger wurde Iwanows bisheriger Stellvertreter Anton Waino ernannt. Der Leiter der Präsidialverwaltung gilt in Russland als zweitmächtigster Mann hinter dem Präsidenten. Es ist die bedeutendste Personalentscheidung in der Schaltstelle der Moskauer Macht seit Jahren.

Anton Waino machte Karriere in den Protokollabteilungen von Kreml und Regierung.
(Foto: imago/ITAR-TASS)
Russische Staatsmedien zeigten Bilder von Putin und einem lächelnden Iwanow, die sich die Hände schütteln. Iwanow habe selbst darum gebeten, nicht länger als vier Jahre an der Spitze der Kreml-Verwaltung zu stehen, sagte Putin. Er erinnere sich gut "an unsere Vereinbarung" und stehe daher Iwanows Wunsch nach einer Veränderung positiv gegenüber.
Der Geheimdienstler und langjährige Verteidigungsminister Iwanow hatte das Kreml-Amt seit 2011 geführt. Er galt immer wieder auch als möglicher Nachfolger Putins. Die beiden kennen sich bereits seit ihren Tagen beim sowjetischen Geheimdienst KGB und später beim russischen Inlandsgeheimdienst FSB. Iwanow bleibt trotz seiner Versetzung Mitglied des mächtigen Sicherheitsrats.
Personalwechsel im Moskauer Staatsapparat
Verglichen mit Iwanow bringt der 44-jährige Waino weniger eigenes politisches Gewicht mit. Der Diplomat machte unter Putin Karriere in den Protokollabteilungen von Kreml und Regierung. Er hat unter anderem in der russischen Botschaft in Tokio gearbeitet und gehörte zur Asien-Abteilung im Außenministerium. Seit 2002 bekleidete Vaino verschieden Ämter im engen Führungskreis der russischen Regierung.
Der überraschende Personalwechsel erfolgte zwei Wochen, nachdem Putin mehrere hohe Posten im Staatsapparat neu besetzt hatte. Meist rückten jüngere Vertreter der russischen Geheimdienste nach. Iwanow gehörte aber zum engsten Kreis um den Präsidenten.
Manche Beobachter wollen die Entscheidung so verstehen, dass sich der Kreml vor der Parlamentswahl am 18. September in Kampfstellung bringt. Auch die Präsidentschaftswahl wirft ihre Schatten voraus, zumal die russische Wirtschaft seit anderthalb Jahren in der Rezession steckt.
Putin selbst erfreut sich offiziellen Angaben zufolge nach wie vor Zustimmungsraten von mehr als 80 Prozent. Die Beliebtheit von Regierung, Gouverneuren und Parlament befindet sich dagegen seit einem Jahr im Sinkflug.
Quelle: ntv.de, chr/hul/dpa/AFP