Politik

Peinliche Recherche bei Pegida RTL entlässt Undercover-Reporter

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(Foto: REUTERS)

Das Vertrauensverhältnis ist dahin. Nachdem ein RTL-Reporter sich verdeckt auf eine Pegida-Demo geschmuggelt und in seiner Rolle einem Fernsehteam der ARD ein latent rassistisches Interview gegeben hat, zieht RTL personelle Konsequenzen.

Der Fernsehsender RTL trennt sich wegen einer umstrittenen Recherche auf einer Pegida-Demonstration von seinem Mitarbeiter Felix Reichstein. "Unser Mitarbeiter hat einen Fehler begangen, der nicht zu entschuldigen ist", heißt es in einer Mitteilung des Landesstudio Ost. "Er sollte mit Teilnehmern der Demonstration ins Gespräch kommen und diese befragen. Er sollte auf keinen Fall provozieren oder zur Hetze animieren, schon gar nicht anderen Journalisten eine Rolle vorspielen. Mit seinem Auftreten hat er unserem Berufsstand schwer geschadet."

Reichstein, Reporter des Landesstudio Ost, hatte sich am vergangenen Montag undercover unter die Pegida-Demonstranten in Dresden gemischt. Er wollte die Stimmung der Besucher unverblümt einfangen. Doch auch ein Team des ARD-Magazins "Panorama" hielt Reichstein für einen Anhänger der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes". Nichtsahnend, dass er für den Sender RTL berichtet, der wie n-tv ein Teil der Mediengruppe RTL Deutschland ist, baten die Journalisten ihn um ein Interview. Statt abzulehnen oder sich als Kollege zu outen, ließ Reichstein sich darauf ein und machte latent rassistische Aussagen. "Panorama" hat seine Einlassungen in einer gekürzten, aber auch in einer ungekürzten Fassung zusammen mit anderen Interviews veröffentlicht. Reichstein meldete sich erst danach bei der ARD, um seine Rolle offenzulegen.

"Fatales Verhalten" des Mitarbeiters

"Sein Verhalten ist schlicht nicht nachvollziehbar, zumal es sich bei ihm um einen erfahrenen Kollegen handelt", heißt es nun von Reichsteins bisherigem Arbeitgeber. In rund 300 Beiträgen, überwiegend zum politischen Zeitgeschehen, sei es nie zu Auffälligkeiten gekommen.

Laut dem Landesstudio Ost hat Reichstein den Sender nicht über seinen Auftritt im Interview mit den NDR-Kollegen informiert. "Mit seinem als fatal zu bezeichnenden Verhalten hat er die wichtigste Voraussetzung für eine weitere Zusammenarbeit zerstört: das gegenseitigen Vertrauen. Wir werden den betreffenden Kollegen nicht mehr einsetzen und die Zusammenarbeit mit ihm beenden."

Der Undercover-Einsatz Reichsteins hat in Medien und Gesellschaft Kritik provoziert. Auch Volker Steinhoff von "Panorama" war alles andere als begeistert. "Immerhin hat er uns inzwischen informiert, dass er für RTL arbeitet und 2012 zwischenzeitlich auch für ein NDR Regionalstudio. Was nichts daran ändert, dass er vor unserer Kamera den 'normalen Demonstranten' gespielt und damit der Glaubwürdigkeit von Journalisten einen Bärendienst erwiesen hat."

Die Reporter von "Panorama" waren eigenen Angaben zufolge auf der Demo, weil sie mit den Besuchern ins Gespräch kommen wollten. Das Ziel: die Sichtweise der Demonstranten unkommentiert darlegen. Das Motto des Beitrags hieß deshalb ausgerechnet: "Lügenpresse" trifft Pegida. Es war der Versuch, den Vorwürfen, die Medien würden die Interessen der Demonstranten in falschem Licht darstellen, zu entgehen.

Quelle: ntv.de, dpa

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