"Das klingt jetzt brutal" Reservistenverband erwartet hohe Verluste im Kriegsfall
22.10.2025, 09:53 Uhr Artikel anhören
Im Kriegsfall müssen laut Sensburg viele Soldaten auch durch Reservisten ersetzt werden.
(Foto: IMAGO/Andy Bünning)
"Krieg bedeutet Tod, Leid und Elend", sagt der Chef des Reservistenverbandes und ruft dazu auf, alles zu tun, um das zu verhindern. Doch für den Fall der Fälle rechnet Sensburg mit dem Schlimmsten, was auch seine Haltung zur Wehrpflicht begründet.
Der Präsident des Reservistenverbandes der Bundeswehr, Patrick Sensburg, hält eine Wiedereinsetzung der Wehrpflicht für nötig, um Deutschland verteidigungsfähig zu machen. "Das klingt jetzt brutal, ich weiß: Aber nach Berechnungen der Bundeswehr werden im Kriegsfall pro Tag 1000 Soldaten an der Front sterben oder so schwer verwundet sein, dass sie nicht mehr kämpfen können", sagte der CDU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Diese müssten ersetzt werden, und zwar auch maßgeblich durch Reservisten.
Die Einschätzung der Verluste deckt sich weitgehend mit der des Generaloberstabsarztes Ralf Hoffmann. Dieser hatte vor einem Monat erklärt, dass sich die Bundeswehr im Fall eines Krieges zwischen der Nato und Russland auf die Versorgung von täglich bis zu 1000 Verwundeten vorbereite. "1000 am Tag ist so eine Größenordnung, über die wir realistisch reden."
Laut Sensburg steht spätestens seit dem Nato-Gipfel im Juni fest, dass Deutschland 260.000 aktive Soldaten brauche und 200.000 schnell einsatzbereite Reservisten. Zusätzlich benötige Deutschland Reservisten unter anderem für die Sicherung der militärischen Infrastruktur im eigenen Land und für zahlreiche weitere Aufgaben sowie für den sogenannten Feldersatz, da die Soldaten im Kriegsfall an der Nato-Ostflanke eingesetzt würden. "Krieg bedeutet Tod, Leid und Elend - und darum müssen wir schon jetzt alles daransetzen, um ihn zu verhindern", sagte Sensburg weiter.
Das diskutierte Losverfahren für die Musterung sieht Sensburg skeptisch: Dieses wäre zwar eine verfassungskonforme Möglichkeit. "Sie ist aber kommunikativ nicht besonders glücklich. Sinn macht vermutlich eine Kombination aus Bestenauslese und Losverfahren."
Sensburg rechnet nach eigenen Angaben damit, "dass wir viel mehr freiwillige Bewerbungen kriegen werden, als wir glauben. Wir reden von aufwachsenden bis zu rund 40.000 Freiwilligen, die wir aus über 600.000 Männern und Frauen eines Jahrgangs gewinnen müssen. Ich wette, die kriegen wir." Nur für die Reserve werde es dauerhaft nicht reichen. "Deshalb wird es auf Dauer ohne Wiedereinsetzung der Wehrpflicht nicht gehen."
Quelle: ntv.de, ghö