Stimmen zur Hessenwahl "Respekt" für Ypsilanti
27.01.2008, 18:46 UhrErsten Hochrechnungen zufolge verliert Hessens CDU rund 13 Prozent im Vergleich zur letzten Landtagswahl im Jahr 2003. Die SPD führt knapp.
"Es ist ganz schwierig, in Hessen eine Regierung zu bilden", erklärt der eingebrochene amtierende hessische Ministerpräsident Roland Koch in der ARD. Man werde abwarten und hoffen, bis die Endergebnisse bekannt würden. "Ich habe Respekt vor der Aufholjagd der sozialdemokratischen Kollegin", so Koch und übernimmt Verantwortung für den Einbruch seiner Partei.
CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla führt die Verluste seiner Partei in Hessen unter anderem auf das klassische Abstimmungsverhalten der Wähler in dem Land zurück: "Hessen war immer ein knappes Land." Er gehe aber davon aus, dass die Entwicklung der Hochrechnungen noch ergebe, dass Ministerpräsident Roland Koch (CDU) "seine erfolgreiche Arbeit" fortsetzen kann.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) führt die hohen Verluste der hessischen CDU auf eine "Diffamierungskampagne gegen Roland Koch" zurück. Es sei aber dennoch richtig gewesen, das Thema Innere Sicherheit im Wahlkampf zu besetzen, sagte Jung, der früher Kochs Staatskanzleichef war, bei n-tv. Dies sei "ein Thema, das die Menschen interessiert".
Jürgen Walter, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, spricht in der ARD von einer "Erdrutsch-Niederlage" der CDU.
Andrea Ypsilanti wird von ihren Parteifreunden stürmisch empfangen. "Die Sozialdemokratie ist wieder da", ist ihre Botschaft an die Genossinnen und Genossen. Die SPD habe "für eine andere politische Kultur" in Hessen gekämpft und gewonnen, sagt die hessische SPD-Spitzenkandidatin eine Stunde nach Schließung der Wahllokale vor jubelnden Anhängern. Es habe sich gezeigt, dass mit einer Politik für mehr soziale Gerechtigkeit, Mindestlöhnen, bessere Bildungschancen und Umweltschutz Wahlen gewonnen werden könnten. "Und das gilt auch für die Bundesebene."
"Wir sind auf dem richtigen Weg", erklärt Ypsilanti später in der ARD. Sie sieht den Parteikurs durch die Wahl bestätigt. Auf die Frage nach einer möglichen Regierungskoalition, schließt sie rot-schwarz aus. Eine Große Koalition sei "nicht vorstellbar". Ein Zusammengehen mit der Linken lehnt sie bei "Anne Will" ebenfalls kategorisch ab.
Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle sieht seine Partei nach den Wahlen in Hessen und Niedersachsen als bürgerliche Kraft der Mitte gestärkt. "Es ist uns gelungen, auch in Zeiten eines Linksrutsches, uns als klare bürgerliche Kraft zu behaupten", so Westerwelle. "Wir waren der Faktor der Stabilität am heutigen Tag." Der Wahlsieg von Schwarz-Gelb in Niedersachsen zeige, dass "klare Mehrheiten in Deutschland drin sind". Westerwelle betont: "Wir wollen, dass Deutschland von der Mitte aus regiert wird."
Die Grünen werten das Ergebnis der Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen als Signal für einen politischen Neuaufbruch in Deutschland. Die Wahl in Hessen habe gezeigt, dass Alternativen zu den derzeitigen Machtverhältnissen möglich seien, sagte Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke nach den ersten Hochrechnungen. Schwarz-Rot scheine keine Zukunft zu haben, so Lemke. Sie räumt aber ein, dass es in einem extrem polarisierenden Wahlkampf in Hessen eine Bewegung "weg von Grün, hin zu Rot" gegeben habe. "Das Fazit für die Bundesebene ist, dass alles offen ist."
Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth sieht das Ergebnis der Landtagswahlen in Hessen als "krachende Niederlage" für Ministerpräsident Roland Koch (CDU). Das voraussichtlich sehr schwache Abschneiden der CDU werde sich aber auch sehr negativ für Bundeskanzlerin Angela Merkel auswirken, so Roth in der ARD.
Quelle: ntv.de