Brüderle will "mit Rat zu Seite stehen" Rösler geht, Lindner kommt
23.09.2013, 13:45 Uhr
Rösler (l) enttäuschte die Partei, Lindner soll das Ruder nun rumreißen.
(Foto: dpa)
Es war nur noch eine Frage der Zeit. Nach dem Wahldebakel bieten FDP-Chef Rösler und das Parteipräsidium den Rücktritt an. Für Röslers Nachfolge steht der bisherige Partei-Vize Lindner in den Startlöchern. Dieser macht klar: Es gibt kein "Weiter so".
Die FDP bekommt nach ihrer historischen Wahlniederlage eine neue Führung: Der bisherige Vize-Vorsitzende Christian Lindner will für die Nachfolge von Parteichef Philipp Rösler kandidieren, der sein Amt zur Verfügung stellt. Das Parteipräsidium habe geschlossen seinen Rücktritt erklärt und der Parteivorstand werde diesem Schritt folgen, teilte Rösler am Rande einer Vorstandssitzung in Berlin mit. Damit solle "der Weg freigemacht werden für einen Neuanfang der FDP", sagte Rösler.
Der scheidende Parteichef räumte ein, dass seine Partei viele Wähler enttäuscht habe. "Wir wissen, dass wir bewusst abgewählt wurden", sagte Rösler. Die FDP müsse sich nun auch inhaltlich stärker profilieren - mit Themen wie der Sozialen Marktwirtschaft, Bildung und Bürgerrechten. "Wenn uns das gelingt, ist es der Beginn des Wiederaufstiegs einer liberalen Partei, der FDP."
Rösler sagte weiter, dass er für kein Parteiamt mehr zur Verfügung stehe. Eine Entscheidung über seine berufliche Zukunft habe er noch nicht getroffen. Zunächst gehe es für ihn darum, neue Stellen für seine Mitarbeiter zu finden, sagte Rösler.
Lindner will FDP neu ausrichten
Sein Nachfolger will der nordrhein-westfälische Landes- und Fraktionschef Christian Lindner werden. Dieser gab bereits seine Bewerbung in den Gremien bekannt. Lindner forderte anschließend eine inhaltliche Neubesinnung der Partei. "Vor lauter Schärfe in der Abgrenzung haben wir in den vergangenen Jahren möglicherweise unsere eigenes Angebot vernachlässigt", sagte der 34-jährige Lindner. Nicht alles sei falsch gewesen, aber nicht alles immer überzeugend. Es gebe kein "Weiter so".
FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle zeigte sich zuversichtlich, dass Lindner die FDP wieder zum Erfolg führen könne. "Ich habe die Einschätzung, dass er sehr wohl diese schwierige Aufgabe meistern kann", sagte Brüderle. Zu seiner eigenen Zukunft sagte er: "Ich werde weiter ein liberaler Mensch sein und - wenn es gewünscht ist - meiner Partei mit Rat zur Seite stehen."
Auf den Sitzungen von Präsidium, Vorstand und Fraktion sei viel "Kampfeswillen" zu spüren gewesen, sagte Brüderle. Es gebe "Zuversicht, dass wir selbstverständlich wiederkommen in vier Jahren".
Stärkere Rolle für Kubicki?
Zuvor hatten sich bereits führende Liberale für eine stärkere Rolle Lindners ausgesprochen. Der Fraktionschef der Liberalen in Schleswig-Holstein, Wolfgang Kubicki, sagte bei n-tv: "An Christian Lindner kommt niemand vorbei." Er forderte eindringlich eine Neuausrichtung der Partei. "Es kann kein 'Weiter so' geben".
Die Liberalen in Schleswig-Holstein forderten eine zentrale Rolle für Kubicki bei der Erneuerung an der Parteispitze. Das künftige Führungspersonal müsse aus den Ländern kommen, sagte der FDP-Fraktionsvize im Kieler Landtag, Christopher Vogt. Parteivize Lindner und Kubicki müssten mehr Verantwortung übernehmen. "Um die beiden herum wird sich ein neues Führungsteam bilden müssen."
Ob Kubicki als stellvertretender Parteivorsitzender, Generalsekretär oder in einer anderen Funktion in der Führungsspitze eine wichtige Rolle übernehme, werde sich zeigen, sagte Vogt. Parteikreisen zufolge wäre Wolfgang Kubicki als künftiger Generalsekretär denkbar.
Historische Niederlage
Die FDP hatte bei der Bundestagswahl ein historisches Debakel erlebt. Mit einem Ergebnis von 4,8 Prozent sind die Liberalen erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik nicht mehr im Bundestag vertreten.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/rts/AFP