Viel Unterstützung für den Geschassten Röttgen vor erneuter Kandidatur?
26.05.2012, 15:32 Uhr
Gibt die CDU ihren Arjen Robben auf?
(Foto: picture alliance / dpa)
Der gefeuerte Ex-Bundesumweltminister Röttgen hat zahlreiche Unterstützer und Wegbegleiter in der CDU. Und die sprechen sich für einen Fortgang seiner Karriere aus. Röttgen denkt also wohl über eine Fortsetzung seiner Parteilaufbahn nach.
Der von Kanzlerin Angela Merkel entlassene Bundesumweltminister Norbert Röttgen denkt laut Informationen des "Kölner Stadt-Anzeigers" an eine erneute Kandidatur für das Amt des stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden auf dem Parteitag im Herbst. Die Zeitung berief sich dabei auf führende Parteikreise. "Er hat das Amt noch nicht aufgegeben", zitierte die Zeitung.
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz, hält Röttgens Wiederwahl dem Bericht zufolge für möglich. Seine Nominierung hänge allerdings von der Meinungsbildung im Landesverband ab. Polenz, der unter Merkel kurzzeitig CDU-Generalsekretär war, forderte die CDU dringend auf, Röttgen nicht fallen zu lassen: "Wir sind gut beraten, fähige Politiker so einzusetzen, dass sie ihre Fähigkeiten entfalten können."
Polenz fügte hinzu: "Ihn aufzugeben wäre so, als würde Bayern München Arjen Robben aufgeben, nur weil er einen Elfmeter verschossen hat. Auf so eine Idee kommen nur ein paar verrückte Fans." Polenz fügte er hinzu, er würde sich freuen, wenn Röttgen sich nun im Auswärtigen Ausschuss engagieren würde. "Er hat da wichtige Kontakte, die würden uns nützen."
"Gerechtigkeit ist äußerst subjektiv"
Zuspruch erhält der Geschasste auch von CSU-Politiker und Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer. "Röttgen hat so viel politisches Potenzial, dass ich mir sicher bin, dass dies nicht das Ende seiner Karriere ist." Er werde der Politik auf jeden Fall erhalten bleiben. Zur Entlassung Röttgens durch Merkel äußerte sich Ramsauer zurückhaltend: "Gerechtigkeit ist äußerst subjektiv und in der Politik kein handhabbarer Begriff. Der Verurteilte sieht die Strafe meist anders als der Richter", sagte der CSU-Politiker. Auf jeden Fall wolle er selbst weiterhin freundschaftlich mit Röttgen umgehen.
Zuvor hatte sich schon Bundespräsident Joachim Gauck für ein Röttgen-Comeback ausgesprochen. Drei Jahrzehnte habe sich dieser "für unser Gemeinwesen" eingesetzt. "Ich wünsche mir, dass Sie das auch künftig tun können", so Gauck bei der Übergabe der Entlassungsurkunde.
Vorsichtig äußerte sich Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) zur einer neuen Kandidatur Röttgens als Parteivize. "Ob jemand stellvertretender Parteivorsitzender bleibt, entscheidet ein Parteitag", sagte sie der "Welt am Sonntag". Zugleich äußerte Schavan Verständnis für Merkels Entscheidung, Röttgen zu entlassen: "Es gibt Situationen, in denen Vertrauen verloren und ein solcher Schritt unvermeidlich ist."
Röttgen hatte nach der Niederlage bei der Landtagswahl am 13. Mai in Nordrhein-Westfalen seinen Rückzug als Landesvorsitzender angekündigt. Kurz nach der Wahlschlappe hatte Merkel Röttgen auch als Bundesumweltminister entlassen.
Quelle: ntv.de, cro/AFP/dpa