Politik

26 Gemeinderäte treten ab Rom versinkt im politischen Chaos

Eine Pappfigur des Bürgermeisters Marino, darunter der Schriftzug: "Ich habe Rom zerstört". Rückhalt in der Bevölkerung hat der Politiker nicht mehr.

Eine Pappfigur des Bürgermeisters Marino, darunter der Schriftzug: "Ich habe Rom zerstört". Rückhalt in der Bevölkerung hat der Politiker nicht mehr.

(Foto: REUTERS)

Es klingt wie eine Polit-Posse, ist aber Realität: Die italienische Hauptstadt Rom ist derzeit führungslos. Hintergrund ist ein Rücktritt vom Rücktritt, der 26 Rücktritte auf einen Schlag provoziert. Und das alles wegen eines privaten Essens.

In der italienischen Hauptstadt ist das politische Chaos perfekt: Nach dem Hin und Her um den Amtsverbleib von Bürgermeister Ignazio Marino haben insgesamt 26 der 48 Mitglieder des Gemeinderats ihren Rücktritt erklärt. Damit gelten Stadtparlament und Stadtregierung als aufgelöst und Marino als nicht länger im Amt. Der Präfekt der Provinz Rom muss nun einen Kommissar ernennen, Neuwahlen erfolgen dann im Frühjahr.

Marino, dem unter anderem vorgeworfen wird, private Essen mit der städtischen Kreditkarte bezahlt zu haben, hatte am 12. Oktober seinen Rücktritt eingereicht. Am Donnerstag machte er aber von der Möglichkeit Gebrauch, diesen binnen einer 20-Tage-Frist zu widerrufen - zum Unmut seiner Partei.

Marino gehört zur Demokratischen Partei (PD) von Ministerpräsident Matteo Renzi, in der er jeden Rückhalt verloren hat. Von den 26 Gemeinderatsmitglieder, die nun wegen Marinos Rücktritt vom Rücktritt ihr Mandat niederlegten, gehören 19 zur PD. Marino warf den Abgeordneten in einer Pressekonferenz vor, sich einer öffentlichen Auseinandersetzung im Ratssaal verweigert zu haben.

Privates Essen mit Stadt-Kreditkarte bezahlt

Der Transplantationschirurg Marino war 2013 zum Bürgermeister gewählt worden. Er hatte einen Neuanfang in dem von Korruptionsskandalen unter den vorangegangenen Rechtsregierungen erschütterten Rathaus auf dem Kapitol versprochen. In seiner Amtszeit wurden korrupte Funktionäre festgenommen, die vom 5. November an zusammen mit lokalen Unterweltgrößen in einem großen Mafia-Prozess vor Gericht stehen.

Marino galt aber als führungsschwach. Ende September kam es zu einem Skandal um ein privates Essen, dass mit einer Kreditkarte der Stadt bezahlt wurde. Da Marino mit dem Image eines Saubermanns angetreten war, wurde ihm dies in der Öffentlichkeit besonders übelgenommen.

Quelle: ntv.de, fma/dpa/AFP

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