Luft- und Seewege fast dicht Rotes Kreuz erreicht Aden mit Konvoi
06.04.2015, 14:26 Uhr
(Foto: AP)
Erstmals erreichen humanitäre Helfer den Süden des Jemen. Doch immer noch kann ein Großteil der Hilfsgüter des Roten Kreuzes nicht geliefert werden. Bei Kämpfen zwischen Rebellen und präsidententreuen Milizen sterben rund um Aden fast 100 Menschen.
Das Rote Kreuz hat erstmals seit Ausbruch der Kämpfe dringend benötigten medizinischen Bedarf in Krankenhäuser der südjemenitischen Metropole Aden gebracht. Konvois des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) erreichten die Stadtteile Kraitar und Mualla, teilte der Leiter der IKRK-Operationen in Nahost, Robert Mardini, mit. "Aden ist eine Geisterstadt", schrieb er bei Twitter. "Die Einwohner sind nirgendwo zu sehen & das Ausmaß der Zerstörung der Stadt wird immer offensichtlicher."
In die umkämpfte Hafenstadt wollte das IKRK auch per Boot vier Chirurgen aus Dschibuti bringen. Am Vormittag hieß es, bisher fehle die erforderliche Zustimmung aller Kampfparteien. Laut der Organisation stehen derzeit 48 Tonnen Medikamente und andere medizinische Hilfsgüter bereit, um per Luft, Straße oder Wasser in den Jemen gebracht zu werden. Damit sollen 2000 bis 3000 Menschen versorgt werden.
Bei den jüngsten Kämpfen wurden allein in Aden nach Angaben von Ärzten und Militärs mindestens 53 Menschen getötet. Unter den Opfern der Gefechte zwischen Huthi-Rebellen und den Anhängern von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi sind nach Angaben eines Arztes auch 17 Zivilisten. Zudem seien zehn Mitglieder der Hadi-treuen sogenannten Volkskomitees getötet worden. Militärs zufolge hat es auf Seiten der Rebellen 26 Tote gegeben. Insgesamt wurden im Süden innerhalb eines Tages 94 Tote gemeldet.
Insbesondere im zentralen Viertel Al-Mualla hatte es kurz vor der Ankunft des IKRK noch heftige Kämpfe gegeben, da die Rebellen versuchten den Hafen einzunehmen. Dieser wird von den Volkskomitees verteidigt, die von der arabisch-sunnitischen Koalition unter Führung Saudi-Arabiens mit Waffen und Luftangriffen unterstützt werden.
Flugzeuge können nicht landen
Neben Aden gab es auch in der Stadt Dhaleh heftige Kämpfe. Ein Behördenvertreter meldete am Montag 19 Tote auf Seiten der Huthis und 15 Opfer bei den Volkskomitees. In Sindschibar, der Hauptstadt der Provinz Abjan belagerten die Volkskomitees seit Sonntag das Lager der 115. Armeebrigade, die dem früheren Präsidenten Saleh treu ist. Auf der Straße zwischen Sindschibar und Aden eroberten die Volkskomitees die Ortschaft Dufes.
Das Rote Kreuz hatte sich tagelang bemüht, die Kriegsparteien, insbesondere Saudi-Arabien, davon zu überzeugen, eine humanitäre Feuerpause einzulegen. Am Ostersonntag erteilte Saudi-Arabien dem IKRK die Genehmigung, Hilfsgüter in den Jemen zu bringen. Logistische Probleme führen aber zu Verzögerungen. Laut IKRK konnten die Frachtflugzeuge mit medizinischer Hilfe bisher nicht einfliegen, weil sie auf dem Flughafen der Hauptstadt Sanaa Landeschwierigkeiten haben, sagte eine IKRK-Sprecherin.
Im Jemen gibt es schon seit Wochen heftige Kämpfe zwischen den schiitischen Huthi-Rebellen und verbündeten Armeeeinheiten sowie den Truppen und Milizen von Präsident Hadi, der im Februar aus der Hauptstadt Sanaa nach Aden floh. Als die Huthi-Rebellen Mitte März auf die südliche Hafenstadt vorrückten, floh Hadi weiter nach Saudi-Arabien und bat das Königreich um militärische Unterstützung.
Saudi-Arabien und verbündete arabische Staaten begannen daraufhin am 26. März, Luftangriffe auf die Huthi-Rebellen zu fliegen. Dabei kommen auch immer wieder Zivilisten ums Leben. Die Allianz begründet ihre Intervention auch damit, dass der Iran die Huthis unterstütze.
Quelle: ntv.de, nsc/AFP/dpa