Politik

"Viele gute Ziele" Rumsfeld wollte sofort angreifen

Die US-Regierung hat einem ehemaligen Berater von US-Präsident George W. Bush zufolge bereits unmittelbar nach den Anschlägen vom 11. September 2001 einen Angriff auf den Irak erwogen.

Der Ex-Berater für Terrorbekämpfung im Internet, Richard Clarke, sagte dem US-Sender CBS in einem Interview, er und andere Experten hätten direkt nach den Anschlägen Bush und Kabinettsmitglieder wie Verteidigungsminister Donald Rumsfeld beraten. "Rumsfeld sagte, wir müssen den Irak bombardieren", sagte Clarke. "Wir alle sagten, 'aber nein, nein, die El Kaida ist in Afghanistan'. Und Rumsfeld sagte: 'Es gibt keine guten Ziele in Afghanistan und es gibt viele gute Ziele im Irak.'".

Clarke hatte vier Präsidenten als Berater gedient, bevor Teile seiner Abteilung für Cybersicherheit in die von Bush neu geschaffene Heimatschutzbehörde eingegliedert wurden und er Februar 2003 seinen Dienst beendete.

"Sie haben am 11.9. über den Irak gesprochen", sagte Clarke weiter. "Sie haben am 12.9 darüber gesprochen." Er habe sich gewundert, dass die Regierung sofort an den Irak gedacht habe statt an die El Kaida und Bin Laden. "Ich denke, sie wollten glauben, dass es eine Verbindung gab", sagte Clarke. "Aber die (US-Geheimdienstbehörde) CIA saß da, die (US-Bundespolizei) FBI saß da, ich saß da, und wir sagten, 'Wir haben seit Jahren diese Frage im Blick. Seit Jahren beobachten wir das und es gibt einfach keine Verbindung.'"

Im Januar hatte CBS ein Interview mit dem ehemaligen US-Finanzminister Paul O'Neill ausgestrahlt, in dem auch dieser von einem frühen Plan der US-Regierung für einen Sturz des irakischen Präsidenten Saddam Hussein gesprochen hatte. Bush habe bereits bei Amtsantritt die Absicht gehabt, in den Irak einzumarschieren, hatte O'Neill erklärt. Er betonte zudem, keine Belege für die Existenz von irakischen Massenvernichtungswaffen gesehen zu haben, die Hauptbegründung der USA für den Kriegsbeginn. O'Neill war im Dezember 2002 von seinem Posten entlassen worden. Bislang wurden keine Massenvernichtungswaffen im Irak entdeckt.

Bush fordert Entschlossenheit

In einer Rede zum Irak-Krieg forderte US-Präsident George W. Bush die Regierungen weltweit zu mehr Entschlossenheit auf. Zugleich erklärte er den Streit um den Irak-Krieg für beendet.

Einen Großteil seiner Rede widmete Bush dem Kampf gegen den Terrorismus. Allerdings bezweifeln viele Länder, dass es zwischen diesem Kampf und dem Irak-Krieg einen Zusammenhang gibt. Eine Verbindung zwischen El Kaida und dem Regime von Saddam Hussein konnte bislang nicht bewiesen werden.

"Kein Zugeständnis wird ihren Hass beschwichtigen", sagte Bush über die El Kaida. Ihr einziges Ziel sei es, die Völker im Nahen Osten zu kontrollieren und den Rest der Welt mit Terror-Waffen zu erpressen, sagte Bush im Weißen Haus vor Vertreten von 83 Nationen, darunter auch der Kriegsgegner Frankreich, Deutschland, Kanada und Russland.

Straw vergleicht Bin Laden und Saddam

Auch der britische Außenminister Jack Straw stellte einen Zusammenhang zwischen dem internationalen Terrorismus und dem gestürzten irakischen Regime her. Die Anschläge vom 11. September 2001 hätten verhindert werden können, wenn die Welt früher auf Warnungen vor El Kaida reagiert hätte, sagte Straw dem "Daily Telegraph". Der Mangel an internationalem Handeln nach früheren Anschlägen von Osama bin Laden habe die El Kaida geradezu ermutigt.

Deshalb sei es auch richtig gewesen, den irakischen Präsidenten zu stürzen. "Wenn wir nicht gehandelt hätten, wie wir es im Irak getan haben, wäre Saddam sehr stark ermutigt und in seiner Macht bestärkt worden."

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen