Ankara bestellt Botschafter ein Russland fliegt mehr als 100 Angriffe auf IS
14.10.2015, 17:32 Uhr
Fahne der syrisch-kurdischen Partei der Demokratischen Union: Die Türkei sieht eine zu große Nähe zur PKK.
(Foto: picture alliance / dpa)
Unbeirrt von westlicher Kritik setzt Russland seine Einsätze in Syrien fort und bombardiert nach eigenen Angaben viele Male den IS. Die Türkei will dem Treiben aber nicht mehr länger zusehen, ohne eine "notwendige Warnung" auszusprechen.
Die russische Luftwaffe hat nach Angaben aus Moskau bei neuen Angriffen in Syrien 40 Ziele des Islamischen Staates (IS) attackiert. In den vergangenen 24 Stunden seien Ziele der "terroristischen Infrastruktur" des IS in den Provinzen Aleppo, Idlib, Latakia, Hama und Deir Ez-Zor angegriffen worden, teilte das russische Verteidigungsministerium laut russischer Nachrichtenagenturen mit. Unter anderem sei ein Trainingslager in den Bergen von Idlib zerstört worden.
Russland fliegt seit Ende September Luftangriffe in Syrien, um nach eigener Darstellung "Terroristen" zurückzudrängen. Die USA werfen Moskau jedoch vor, vor allem vom Westen unterstützte gemäßigte Rebellen anzugreifen, um den syrischen Staatschef Baschar al-Assad zu stärken. Erst am Dienstag hatte Moskau mitgeteilt, dass die russische Luftwaffe innerhalb von 24 Stunden 86 "terroristische Ziele" angegriffen habe.
"Notwendige Warnungen"
Die Türkei bestellte unterdessen die Botschafter Russlands und der USA ein und warnte beide vor einer Unterstützung syrischer Kurden im Kampf gegen den IS. Den Botschaftern sei die türkische Sichtweise hinsichtlich der in Syrien aktiven kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD) übermittelt worden, sagte ein Mitarbeiter des türkischen Außenministeriums. Es seien "notwendige Warnungen" ausgesprochen worden.
Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte im Fernsehen, die Türkei habe eine "klare Position". Sein Land habe Russland und die USA vor einer "inakzeptablen" militärischen und politischen Unterstützung für kurdische Truppen im Kampf gegen den IS gewarnt. Die Türkei könne "keinerlei Zusammenarbeit mit Terrororganisationen akzeptieren", die einen "Krieg" mit der Türkei führten.
USA und Russland wollen sich besser absprechen
US-Verteidigungsminister Ashton Carter kündigte unterdessen erneut Gespräche über die Luftangriffe Russlands und der USA in Syrien an. Bei den Gesprächen von Kommandeuren aus beiden Ländern sollte es darum gehen, sicherzustellen, dass sich die russische und die US-Luftwaffe nicht in die Quere kommen. Carter forderte, Russland müsse sich im syrischen Luftraum "professionell" verhalten. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte, beide Seiten stünden kurz vor einer Vereinbarung, sich nicht zu behindern. Erst am Samstag waren nach US-Armeeangaben Flugzeuge beider Länder in Syrien bis auf Sichtweite der Piloten aufeinander zugeflogen.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) ermahnte beide Seiten, das jeweilige Engagement dürfe letztlich nicht zu einem Konflikt zwischen diesen beiden Ländern werden.
In Syrien gibt es derzeit heftige Kämpfe in der Hauptstadt Damaskus sowie in der einstigen Wirtschaftsmetropole Aleppo. Die syrische Armee griff nach eigenen Angaben das von Rebellen gehaltene Viertel Dschobar im Osten von Damaskus an. In Aleppo gelang dem IS laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Gebiete von gemäßigten Rebellen zu erobern. Die Miliz kontrolliert demnach nun eine wichtige Verbindung zwischen Aleppo und der türkischen Grenze. Ein Rebellenvertreter bestätigte die Rückschläge.
Quelle: ntv.de, nsc/jog/AFP