Ukrainerin unter Hausarrest Russland hält Nemzows Freundin fest
02.03.2015, 16:27 Uhr
Die Ukrainerin Ganna Durizka möchte nach Hause, doch die Mord-Zeugin darf Moskau nicht verlassen.
(Foto: AP)
Die junge Lebensgefährtin des ermordeten Oppositionellen Nemzow möchte in ihre ukrainische Heimat ausreisen. Doch die russischen Behörden hielten sie fest, klagt sie. Auch ein weiterer Ukrainer gerät ins Visier der Moskauer Justiz.
Die ukrainische Lebensgefährtin des ermordeten Oppositionellen Boris Nemzow wird nach eigenen Angaben gegen ihren Willen in Moskau festgehalten. "Die Ermittler befragen mich und keiner sagt mir, wann ich freigelassen werde und warum sie mich hier festhalten", sagte Ganna Durizka dem russischen Oppositionssender Doschd. "Ich habe das Recht, Russland zu verlassen, ich bin keine Verdächtige", fügte die 23-Jährige hinzu. Sie habe der Polizei bereits alles gesagt, was sie wisse.
Durizka war dabei, als Nemzow am späten Freitagabend in unmittelbarer Nähe des Kreml von einem Unbekannten in den Rücken geschossen wurde. Sie wisse nicht, woher der Täter gekommen sei, "er war hinter mir." Sie befinde sich zur Zeit in der Wohnung eines Freundes in Moskau, die sie nicht verlassen dürfe.
Nemzow, der unter Präsident Boris Jelzin in den 90er Jahren Vize-Ministerpräsident war, war ein entschiedener Kritiker der russischen Ukraine-Politik. Er soll an einem Bericht über die Beteiligung Russlands am Ukraine-Konflikt gearbeitet haben.
Durizkas Mutter appellierte an den ukrainischen Präsidenten und das Außenministerium, sich für die Rückkehr ihrer Tochter einzusetzen. "Sie ist unschuldig", sagte Inna Durizka dem ukraininschen Sender 1+1. Sie habe Angst, dass die russischen Behörden ihre Tochter zu einer Schuldigen machen wollten.
Ukrainischer Abgeordneter vor Gericht
Ein am Sonntag kurz vor dem Trauermarsch für den ermordeten russischen Oppositionellen Boris Nemzow in Moskau festgenommener ukrainischer Abgeordneter ist dagegen vorerst wieder auf freiem Fuß. Alexej Gontscharenko sei aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden, teilte sein Anwalt am mit. Er müsse aber heute noch vor Gericht erscheinen, ihm drohe eine erneute Festnahme.
Gontscharenko hatte auf seiner Facebook-Seite mitgeteilt, er sei festgenommen worden, weil er ein T-Shirt mit dem Porträt Nemzows und dem Slogan "Helden sterben nicht" getragen habe. Er habe zu dieser Zeit keine Parolen gerufen und auch kein Plakat und keine Fahne getragen, versicherte er.
Gontscharenko gehört zum Block des proeuropäischen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko. Er reiste nach eigenen Angaben nach Moskau, um am Trauermarsch für den ermordeten Kreml-Kritiker Nemzow teilzunehmen. In Erinnerung an den Oppositionellen gingen am Sonntag nach Angaben der Organisatoren in Moskau mehr als 70.000 Menschen auf die Straße, die Polizei sprach von rund 21.000 Demonstranten.
Laut dem Fernsehsender Rossija 24 wollen die russischen Behörden Gontscharenko zu seiner mutmaßlichen Verwicklung in die Brandkatastrophe in einem Gewerkschaftshaus der ukrainischen Küstenstadt Odessa befragen, bei dem am 2. Mai 2014 mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen waren. Bei den meisten Opfern des Brandanschlags handelte es sich um prorussische Aktivisten.
Quelle: ntv.de, mbo/AFP