Streit um Giftanschlag Russland weist 23 britische Diplomaten aus
17.03.2018, 09:20 Uhr
Der russische Außenminister Lawrow weist jegliche Beteiligung Russlands an der Affäre zurück.
(Foto: dpa)
Als Reaktion auf die Ausweisung russischer Diplomaten aus Großbritannien verweist Russland nun ebenfalls 23 britische Diplomaten des Landes. Ein Moskauer Diplomat wirft London und den USA sogar eine Beteiligung an dem Anschlag auf Skripal vor.
Im Streit über den Giftanschlag auf den ehemaligen russischen Agenten Sergej Skripal in England verweist Russland 23 britische Diplomaten des Landes. Die Betroffenen hätten eine Woche Zeit, das Land zu verlassen, teilte das Außenministerium mit, das zuvor schon mit der Ausweisung von britischen Diplomaten gedroht und den britischen Botschafter einbestellt hatte. Der Schritt sei notwendig, weil London Moskau mit seinen Vorwürfen provoziert habe.
Russland zieht demnach zudem seine Zustimmung für die Eröffnung und den Betrieb des Generalkonsulats in St. Petersburg zurück. Außerdem müsse das Kulturinstitut British Council seine Tätigkeit in Russland beenden. Der Status des Instituts war dem Ministerium zufolge nicht eindeutig geklärt. Großbritannien sei vor weiteren Maßnahmen gewarnt worden, sollte London zusätzliche Sanktionen gegen Russland verhängen.
Russland reagiert damit auf die Ausweisung 23 seiner Diplomaten aus Großbritannien. London macht Moskau für den versuchten Mordanschlag auf den ehemaligen Doppelagenten Skripal und dessen Tochter verantwortlich - und verwies deshalb 23 der Spionage beschuldigte russische Diplomaten des Landes. Russland weist jedoch jegliche Verwicklung in die Affäre zurück. Die nun erlassenen Strafmaßnahmen sind kurz vor der Präsidentenwahl am Sonntag auch als Signal der Stärke an die Wähler zu werten: Moskau will zeigen, dass es sich vom Westen nicht in die Ecke drängen lässt.
Großbritannien hat "keine Streitigkeiten mit dem russischen Volk"
London verurteilte die Ausweisungen. "Angesichts des früheren Verhaltens Russlands haben wir mit einer Antwort dieser Art gerechnet", teilte ein Sprecher des Außenministeriums mit. Der Nationale Sicherheitsrat wird demnach in der kommenden Woche zusammenkommen, um weitere Schritte zu beraten. Zunächst wolle man aber den betroffenen Mitarbeitern in Russland bei der Rückkehr nach Großbritannien helfen. Für das Attentat auf den Skripal und dessen Tochter sei der russische Staat verantwortlich, betonte der Sprecher. "Wir haben aber keine Streitigkeiten mit dem russischen Volk, und wir glauben weiter daran, dass es nicht im nationalen Interesse ist, alle Gespräche zwischen beiden Ländern abzubrechen."
Ein Moskauer Diplomat wirft nun allerdings dem Westen eine Beteiligung an dem Giftanschlag vor. "Mit hoher Wahrscheinlichkeit" könne angenommen werden, dass das im südenglischen Salisbury verwendete Gift aus einem westlichen Labor stamme, sagte Alexander Schulgin, Russlands Vertreter bei der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW). "Um nicht um den heißen Brei herumzureden, nenne ich diese Länder direkt. Das sind vor allem Großbritannien selbst und die USA", sagte Schulgin der Agentur Interfax.
Der Diplomat behauptete, dass westliche Geheimdienste in den 1990er Jahren russische Chemiker angeworben hätten. Diese hätten Kenntnisse über Arbeiten aus der Sowjetzeit gehabt. Westliche Staaten, die er nicht näher nannte, hätten mit diesen Informationen aktiv gearbeitet. Diese Angaben sind zunächst nicht überprüfbar.
Quelle: ntv.de, ftü/rts/dpa