"Rote Linie überschritten" SPD-Politiker kritisieren Schröder
27.07.2014, 16:31 Uhr
Schröder und Putin: Gute Freunde kann niemand trennen - oder?
(Foto: imago stock&people)
Der Konflikt in der Ukraine ist auch eine Belastung für die Freundschaft von Wladimir Putin und Gerhard Schröder. In der SPD wächst nun der Unmut über das gute Verhältnis zwischen dem Altkanzler und dem russischem Präsidenten.
Gerhard Schröder gerät in der SPD offenbar zunehmend ins Abseits. Immer mehr Parteikollegen äußern sich öffentlich kritisch über das enge Verhältnis des Altkanzlers zu Russlands Präsident Wladimir Putin.
Im Lichte der jüngsten Ereignisse sei Schröder gut beraten, seine Auftritte und sein Engagement zu überdenken, sagte SPD-Vizefraktionschef Rolf Mützenich dem "Spiegel". Auch Schröder müsse wissen, wie sensibel etwa Balten und Polen die Putin-Schröder-Allianz beobachteten.
Noch deutlicher drückt sich der außenpolitische Experte der SPD-Bundestagsfraktion, Dietmar Nietan, aus: "Ich habe dem ehemaligen Bundeskanzler nichts zu raten", sagte der Abgeordnete. "Aber ich würde mich freuen, wenn er in Moskau in klaren Worten deutlich macht, dass eine rote Linie überschritten ist."
"Er ist ein Privatmann"
SPD-Parteichef Sigmar Gabriel wollte sich der Kritik nicht anschließen. "Er ist ein Privatmann, er hat eine andere Rolle als ein Politiker", sagte Gabriel im ARD-"Sommerinterview" über Schröder. "Ich glaube, dass auch ihm ziemlich klar ist, dass auch er eine Verantwortung hat, und mein Eindruck ist, er übt die auch aus." Gabriel verwies darauf, dass Schröder nach der Entführung der OSZE-Beobachter in der Ostukraine seinen Einfluss in Moskau geltend gemacht habe.
Schröder ist Vorsitzender des Aktionärsausschusses des vom russischen Staatskonzern Gazprom dominierten Unternehmens Nord Stream. Nord Stream baute und betreibt die gleichnamige Ostsee-Pipeline, durch die Erdgas von Russland nach Deutschland geleitet wird.
Schröder hatte die Politik Putins in der Vergangenheit mehrfach verteidigt. Zuletzt stand er im Mai wegen eines Treffens mit Russlands Präsident Wladimir Putin bei einer Geburtstagsfeier in St. Petersburg in der Kritik. Dabei hatten sich Schröder und Putin zur Begrüßung herzlich umarmt.
Quelle: ntv.de, cro/AFP