Politik

Afghanistan-Mandat SPD will Fakten hören

Die SPD will ihre Zustimmung zu einer Verlängerung des Afghanistan-Mandats von der Reaktion der Bundesregierung auf die WikiLeaks-Akten abhängig machen. Der US-Kongress bewilligt derweil zusätzlich rund 33 Milliarden Dollar für den Krieg am Hindukusch.

Ein afghanischer Soldat schießt mit einem Raketenwerfer. Links Kollegen der US-Armee.

Ein afghanischer Soldat schießt mit einem Raketenwerfer. Links Kollegen der US-Armee.

(Foto: AP)

Nach der Veröffentlichung von Geheimdokumenten zum Afghanistan-Krieg haben Oppositionspolitiker die Bundesregierung zu Erklärungen aufgerufen. Der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rolf Mützenich, sagte der "Berliner Zeitung" mit Blick auf das deutsche Afghanistan-Mandat, die Regierung müsse klären, ob die Aktionen der US-Armee völkerrechtlich gedeckt seien.

Mützenich machte deutlich, dass die SPD ihre Zustimmung zur Verlängerung des Afghanistan-Mandats im März 2011 davon abhängig machen will, wie umfassend die Regierung die Details aus den bei WikiLeaks veröffentlichten Geheimpapieren aufklärt. Die SPD werde die Regierung "in den Ausschüssen intensiv befragen und mit den Informationen konfrontieren", sagte der außenpolitische Sprecher. Die Details zur Sicherheitslage im deutschen Einsatzgebiet und zu Vorgängen um die US-Spezialeinheit Task Force 373 "lassen die positive Regierungserklärung des Außenministers fragwürdig erscheinen".

Der Verteidigungsexperte der Grünen, Omid Nouripour, sagte der "Saarbrücker Zeitung", die Dokumente zeichneten "ein noch dramatischeres Sicherheitsbild von der Lage am Hindukusch". Wichtige Details seien den Parlamentariern vorenthalten worden. "Woche für Woche erhalten wir von der Bundesregierung eine Unterrichtung zur Sicherheitslage in Kundus, aber ich finde trotzdem zahlreiche Vorfälle in den Papieren, von denen ich noch nie etwas gehört habe."

Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte am Dienstag gesagt, viele die Inhalte der veröffentlichten Dokumente seien "nicht gänzlich überraschend". Ähnlich äußerte sich die US-Regierung. Zu den Berichten über die Task Force 373 sagte Guttenberg, die Existenz dieser Einheit sei "jedem Informierten" und auch Fachjournalisten über Jahre hinweg bekannt gewesen.

33 weitere Milliarden Dollar für Krieg

Mehr als 400 US-Soldaten sind bereits in diesem Jahr in Afghanistan gefallen. 2010 droht das verlustreichste Jahr für die USA und ihre Verbündeten zu werden.

Mehr als 400 US-Soldaten sind bereits in diesem Jahr in Afghanistan gefallen. 2010 droht das verlustreichste Jahr für die USA und ihre Verbündeten zu werden.

(Foto: AP)

US-Präsident Barack Obama brachte am Dienstag ein Zusatzbudget für den Krieg in Afghanistan durch den Kongress. Das Repräsentantenhaus in Washington stimmte mit 308 zu 114 Stimmen für das Finanzpaket, das zusätzliche 33 Milliarden Dollar für den Krieg am Hindukusch vorsieht. Mehr als hundert Demokraten stimmten gegen die Vorlage. Obama benötigt das Geld, um 30.000 zusätzliche Soldaten nach Afghanistan zu schicken. Die massive Truppenaufstockung war Teil der neuen Afghanistan-Strategie, die Obama Ende des vergangenen Jahres ausgerufen hatte.

Der designierte US-Oberkommandierende für Irak und Afghanistan, James Mattis, nannte die Veröffentlichung der Geheimdokumente "erschreckend unverantwortlich". Die Schriftstücke enthielten zwar "keine großen Enthüllungen". Aber was ihm Sorgen bereite, sei "dass unsere Verbündeten vorsichtiger sind als unsere eigenen Soldaten". Mattis soll das US-Zentralkommando übernehmen, dem unter anderem die Einsätze in Irak und Afghanistan unterstellt sind.

Auch Obama hatte zu Dokumenten erklärt, sie enthüllten nichts Neues. Das Pentagon verfolgte bei seinen Ermittlungen zu dem Leck eine erste Spur. Sie führt zu einem in Kuwait inhaftierten US-Soldaten.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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