Bush bekommt ein Problem Sadr-City gerät außer Kontrolle
30.04.2008, 16:07 UhrIm Irak sterben wieder mehr US-Soldaten. Die als unabhängig geltende Internet-Seite "Iraq Coalition Casuality Count" listete bis Mittwoch 46 tote amerikanische Militärangehörige im April auf. So hohe Verluste binnen Monatsfrist hat das US-Militär im Irak seit September vergangenen Jahres nicht erlitten. Damals waren 65 US-Soldaten getötet worden. Zu den letzten Opfern im April gehören nach Militärangaben zwei US-Soldaten, die Aufständische in der Nacht im Nordwesten der irakischen Hauptstadt töteten. Ein weiterer Soldat sei am Montag bei einem Raketenangriff auf einen Militärstützpunkt in Bagdad gestorben.
Ein Grund für den Anstieg ist die umstrittene Offensive gegen die Schiiten-Miliz des Predigers Muktada al-Sadr, an der sowohl die US- Armee als auch die irakischen Regierungstruppen beteiligt sind. Fünf Wochen nach Beginn der Offensive gerät die Lage in der Hochburg der Miliz in Bagdads Schiiten-Vorstadt Sadr-City zunehmend außer Kontrolle. Das US-Militär berichtete von heftigen Kämpfen, bei denen seit Dienstagmorgen mindestens 32 Milizionäre getötet und sechs amerikanische Soldaten verletzt wurden.
Die Nachrichtenagentur Aswat al-Irak zitierte einen Krankenhausarzt, der sagte, innerhalb von 24 Stunden seien 35 Menschen getötet worden, darunter auch mehrere Frauen und Kinder. "In Sadr-City gibt es inzwischen jeden Tag Gefechte und Luftangriffe, vor allem nach Anbruch der Dunkelheit", sagte Fattah al-Scheich. Die Lage sei sehr schlecht, die dort lebenden Menschen benötigten Hilfe. Eine US-Militärsprecherin erklärte, die Milizionäre seien "Feiglinge", die in Sadr-City aus Wohnhäusern feuerten und sich nicht um zivile Opfer scherten.
Der schiitische Regierungschef Nuri al-Maliki sagte vor der Presse in Bagdad: "Wir werden die kriminellen Banden aus Sadr-City herausholen". Gleichzeitig bestritt er, dass irakische und amerikanische Truppen die Vorstadt, in der 2,5 Millionen Menschen wohnen, abgeriegelt hätten. "Es gibt keine Blockade", sagte er. Die Armee stelle nur sicher, dass keine Waffen oder Raketen in das Viertel gebracht würden.
Quelle: ntv.de