Luxusurlaub Sarkozy empört Franzosen
09.05.2007, 08:23 UhrIn Frankreich ist der künftige Präsident Nicolas Sarkozy nur wenige Tage nach der Wahl wegen seines Luxus-Ausflugs in die Kritik geraten. Vertreter der Sozialisten und der Mitte warfen Sarkozy am Mittwoch Geschmacklosigkeit vor. Mit der Reise auf einer Luxus-Yacht im Mittelmeer habe Sarkozy bewiesen, dass er der Freund der Reichen sei und den Kontakt zum Leben der normalen Franzosen völlig verloren habe. Sarkozy wies die Vorwürfe noch vor seiner Rückkehr nach Paris zurück.
"Ich habe nicht die Absicht, etwas zu verstecken. Ich habe nicht die Absicht, zu lügen. Ich habe nicht die Absicht, mich zu entschuldigen", sagte Sarkozy vor Journalisten auf der Mittelmeer-Insel Malta nach einem Ausflug auf das Festland. "Ich sehe das Problem nicht." Er habe das Recht, eine Pause einzulegen, bevor er nächste Woche das Präsidentenamt offiziell antrete. Sarkozy sagte, der französische Medienmogul Vincent Bollore habe ihn und seine Familie auf die Yacht eingeladen, wie er dies seit 20 Jahren tue. Medienberichten zufolge kostet es 200.000 Euro pro Woche, die Yacht zu chartern. Am Wahlabend hatte Sarkozy mit Freunden erst in einem Pariser Luxusrestaurant diniert und sich dann mit einer Familie zu der Reise aufgemacht.
"Überflüssige Demonstration von Luxus"
"Dies sendet ein desaströses Signal aus, vor allem an die 53 Prozent der Franzosen, die weniger als 800 Euro im Monat verdienen und für ihn gestimmt haben", sagte ein ehemaliger Berater der sozialistischen Wahlverliererin Segolene Royal. Ein europäischer Abgeordneter der zentristischen Partei UDF sagte, der Aufenthalt auf der Yacht sei eine völlig überflüssige Demonstration von Luxus gewesen. Im Juni wählen die Franzosen ein neues Parlament. Um seine Vorhaben umsetzen zu können, braucht Sarkozy eine Mehrheit des bürgerlichen Lagers.
Im Wahlkampf hat sich Sarkozy auch als Kandidat der kleinen Leute angepriesen und versprochen, die hohe Arbeitslosigkeit zu verringern und die Kaufkraft zu erhöhen. Kritiker warfen ihm wiederholt Nähe zu den Chefs aus der Medien- und Geschäftswelt vor.
Studenten streiken
Derweil protestieren etwa 500 Studenten in Paris gegen die Reformpläne Sarkozys für das Hochschulsystem. Auch die Studenten der Universität Sorbonne stimmten für den Ausstand. Ein Campus wurde bereits abgeriegelt; Vorlesungen fielen aus. Der zuständige Minister Francois Goulard kritisierte das Vorgehen scharf. "Es ist völlig inakzeptabel, dass eine extremistische Minderheit ihre Verachtung für die Demokratie ausdrückt und sich dem Präsidenten widersetzt, der das Programm der Republik umsetzt", sagte er. Sarkozy will den rund 80 staatlichen Universitäten Frankreichs mehr Autonomie verleihen: Sie sollen Lehrkräfte selbstständig einstellen und entlassen, sich Sponsoren suchen und schwache Studenten von den Schulen verweisen können. Nach Schätzungen französischer Medien sind rund 1,5 Millionen Studenten an staatlichen Universitäten eingeschrieben.
Randale geht weiter
Drei Nächte in Folge kam es bereits zu Ausschreitungen in Paris. In Lyon zündeten Randalierer ein Büro der Sarkozy-Partei UMP an. Innenminister Francois Baroin gab der extremen Linken die Schuld an den Krawallen. Die Situation in den drei Nächten nach der Wahl sei nicht akzeptabel. "Sie ist klar politisch motiviert und steht in Verbindung zur extremen Linken", sagte er. Die Sozialisten riefen die Randalierer zu Ruhe auf.
Quelle: ntv.de