Politik

Président Bling-Bling kommt zurück Sarkozy verkündet politisches Comeback

Sarkozy vor seiner Haustür in Paris.

Sarkozy vor seiner Haustür in Paris.

(Foto: REUTERS)

Der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy plant seine Rückkehr in die Politik. Er will sich zunächst um den Vorsitz der konservativen Oppositionspartei UMP bemühen. Unklar ist noch, ob er sich 2017 auch um das Amt des Präsidenten bewerben wird.

Zweieinhalb Jahre nach seiner Niederlage bei der französischen Präsidentenwahl steigt Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy wieder in die Politik ein. Auf Facebook kündigte er seine Kandidatur für den Posten des Parteichefs der konservativen UMP an. Dies gilt als erster Schritt für eine Kandidatur bei der Wahl eines Staatspräsidenten 2017.

Sarkozy war von 2007 bis 2012 Staatschef. Nach nur einer Amtszeit verlor er die Abstimmung gegen den Sozialisten François Hollande.

Bei der Wahl 2017 könnte es nach jüngsten Umfragen auf eine Stichwahl zwischen der rechtsextremen Politikerin Marine Le Pen und Sarkozy kommen. Le Pen käme laut der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ifop in der ersten Wahlrunde auf 26 Prozent, Sarkozy auf 25 Prozent. Der amtierende Staatschef François Hollande käme auf lediglich 17 Prozent und würde damit in der ersten Runde ausscheiden. Sollte statt Hollande sein Premierminister Manuel Valls für die Sozialisten antreten, würde dieser ebenfalls auf nur 17 Prozent kommen.

Die Affären des Monsieur Bling-Bling

Allerdings ist Sarkozy in der französischen nicht unumstritten. Politische Ränkespiele, Wahlkampfspenden von dubiosen Diktatoren, Terror aus Rache für ausbleibende Schmiergeldzahlungen, abgehörte Telefonate und ein korrupter Staatsanwalt - die zahlreichen Affären des Ex-Präsidenten bieten ausreichend Stoff für gleich mehrere französische Kinofilme, in denen die dekadente Bourgeoisie ihre Intrigen spinnt und sicher sein kann, dass niemand sie zur Rechenschaft zieht. Aber: Sarkozy ist nicht der erste französische Präsident, der wegen Verdacht auf Bestechung in gleich mehrere Affären verwickelt ist.

Hier ein Überblick über die Skandale des einstigen "président bling-bling", wie Sarkozy wegen seiner Neigung zur Welt der Reichen genannt wurde.

  • "Karatschi-Gate": Diese Affäre geht zurück auf ein U-Boot-Geschäft mit Pakistan in den 1990er Jahren, für das Frankreich "Provisionen" an pakistanische Militärs und Politiker zahlte. Ein Teil des Geldes soll 1995 zurück nach Frankreich geflossen sein, um den Präsidentschaftswahlkampf des damaligen Premierministers Edouard Balladur zu finanzieren. Sarkozy unterstützte Balladur im innerparteilichen Machtkampf gegen Jacques Chirac. Sarkozy war zu dieser Zeit nicht nur Finanzminister, sondern auch Balladurs Sprecher und einer seiner Wahlkampfchefs.

    Diese Affäre ist besonders brisant, weil sie möglicherweise blutig endete: Nach seinem Wahlsieg stoppte Chirac die noch laufenden Provisionszahlungen an Pakistan. Ein Terroranschlag in Karatschi, bei dem elf Franzosen starben, könnte eine Vergeltung für den Stopp der Zuwendungen gewesen sein.
     
  • Die Tapie-Affäre: Im Mittelpunkt dieser Affäre steht Bernard Tapie, eine schillernde Figur der französischen Geschäfts- und Glitzerwelt. Beim Verkauf seiner Adidas-Anteile 1994 fühlte Tapie sich von der staatlichen Bank Crédit Lyonnais betrogen. 14 Jahre später wurde ihm in einem Schiedsgerichtsverfahren ein Schadenersatz von 285 Millionen Euro zugesprochen, tatsächlich gezahlt wurden mehr als 400 Millionen. Der Vorwurf: Tapie erhielt das Geld, weil er Sarkozy 2007 im Präsidentschaftswahlkampf unterstützt hatte.
     
  • Die Libyen-Affäre: Auch Sarkozys eigener Präsidentschaftswahlkampf 2007 soll mit Geld aus dem Ausland finanziert worden sein. Im April 2012 veröffentlichte eine französische Nachrichtenseite ein Dokument, das nahelegt, dass der frühere libysche Diktator Muammar al-Gaddafi bereit gewesen sei, dem Franzosen mit 50 Millionen Dollar auszuhelfen.
     
  • Die Azibert-Affäre: Dies ist die Affäre, der Sarkozy die Zeit bei der Polizei von Nanterre zu verdanken hat. Im April 2013 begannen strafrechtliche Ermittlungen in der Libyen-Affäre, in deren Rahmen auch Sarkozys Telefon abgehört wurde. Blöd für den Ex-Präsidenten: Bei einem Telefonat mit seinem Anwalt Thierry Herzog soll er darüber gesprochen zu haben, Einfluss auf den leitenden Staatsanwalt am Kassationsgericht, Gilbert Azibert, zu nehmen. Azibert sollte dafür sorgen, dass Sarkozy seinen Terminplaner zurückerhält. Der Kalender war im Rahmen der Bettencourt-Ermittlungen beschlagnahmt worden. Im Gegenzug soll Sarkozy Azibert einen lukrativen Posten in Monaco in Aussicht gestellt haben. Herzog, Azibert sowie ein weiterer Staatsanwalt wurden am Montag ebenfalls in Polizeigewahrsam genommen.
     
  • Die Bettencourt-Affäre: Auch hier geht es um illegale Parteispenden. Die L'Oréal-Milliardärin Liliane Bettencourt soll konservativen Politikern immer wieder hohe Summen Bargeld übergeben haben. Auch gegen Sarkozy wurde in dieser Affäre ermittelt - der Vorwurf auf "Ausnutzung der Schwäche" von Liliane Bettencourt. Angeblich hat Sarkozy noch Geld von der Dame genommen, als diese schon unter Demenz litt. Im Oktober 2013 ließ die Staatsanwaltschaft die Vorwürfe gegen Sarkozy jedoch fallen.
     
  • "Sarkoleaks": Im Zentrum dieser Affäre steht Patrick Buisson, ein ehemaliger Vertrauter Sarkozys, der im Elysée-Palast zahlreiche Gespräche heimlich aufgenommen hat. Die Tonbänder sollen rund 100 Stunden Material umfassen und ohne Sarkozys Wissen entstanden sein. Der Dumme ist er dennoch: Als die Mitschnitte aus dem Jahr 2011 im vergangenen März bekannt wurden, wurde in französischen Medien genüsslich daraus zitiert. In einem Gespräch beklagt Sarkozy sich bei seiner Frau, dass sie eine Mietwohnung bezahlten, obwohl sie doch drei Dienstwohnungen hätten. Carla Bruni-Sarkozy antwortet darauf im Scherz: "Ja, aber das liegt daran, dass ich für deinen Unterhalt aufkomme. Ich hatte ja gedacht, dass ich einen Kerl mit Geld heirate."
     
  • Die Limit-Affäre: Dies ist die jüngste der bisher bekannt gewordenen Sarkozy-Affären. Hier geht es um Betrügereien im Präsidentschaftswahlkampf 2012. Mehr als 22 Millionen Euro darf ein Präsidentschaftskandidat in Frankreich nicht kosten, Sarkozys Wahlkämpfer sollen jedoch 39 Millionen ausgegeben und dies mit doppelter Buchführung verschleiert haben. Sein ehemaliger Chef-Wahlkämpfer Guillaume Lambert sagte aus, Sarkozy müsse spätestens vor der Stichwahl davon gewusst haben. Der Vorsitzende von Sarkozys konservativer Partei UMP, Jean-François Copé, musste wegen dieser Affäre bereits seinen Hut nehmen. Ausgerechnet mit diesem Posten liebäugelt angeblich Sarkozy, der seine Wahlniederlage von 2012 bis heute nicht verwunden hat.

Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa

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