Schwarzgeld von Bettencourt? Sarkozy weist Berichte zurück
06.07.2010, 11:27 Uhr
Sarkozy dementiert, Bargeld erhalten zu haben.
(Foto: picture alliance / dpa)
Frankreichs reichste Frau, die L'Oréal-Erbin Bettencourt, soll Millionen am Fiskus vorbei ins Ausland geschafft haben. Im Strudel des Skandals stehen mehrere Politiker unter Rücktrittsdruck. Selbst Präsident Sarkozy wehrt sich gegen Vorwürfe, von der Milliardärin begünstigt worden zu sein.
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat Medienberichte zurückgewiesen, wonach er von der L'Oreal-Erbin Liliane Bettencourt eine Spende in Höhe von 150.000 Euro für den Wahlkampf 2007 erhalten haben soll. Ein Sprecher seines Büros sagte: "Das ist absolut falsch."
Französische Medien hatten unter Berufung auf die ehemalige Buchhalterin von Bettencourt berichtet, die Milliardärin habe zusammen mit ihrem letzten Ehemann konservativen Politikern regelmäßig Spenden zukommen lassen. Arbeitsminister Eric Woerth sei eine Spende in Höhe von 150.00 Euro in bar in unbeschrifteten Umschlägen überreicht worden. Das Geld sei für Sarkozys Wahlkampf bestimmt gewesen. Woerth ließ den Bericht ebenfalls zurückweisen. Die ehemalige Mitarbeiterin Bettencourts wurde Claire T. genannt.

L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt hat eine Menge Geld zu verschenken. Den Empfängern könnte die Gabe auf den Fuß fallen.
(Foto: APN)
Woerths Ehefrau war bis vergangenen Monat Vermögensberaterin von Bettencourt. Sie hat den Job wegen des öffentlichen Drucks auf ihren Mann aber an den Nagel gehängt. Bettencourt, die 30 Prozent an L'Oreal hält und als reichste Frau Frankreichs gilt, wird Steuerhinterziehung vorgeworfen.
Auch Sarkozy "erhält seinen Umschlag"
Mediapart zitierte Claire T. mit den Worten, sie habe über viele Jahre große Summen bei einer Bank aus dem 16. Pariser Arrondissement eingesammelt, die die Bettencourts an Gäste ihrer Villa im Pariser Nobelvorort Neuilly verteilt hätten. "Ständig marschierten Politiker durch das Haus, vor allem in Wahlkampfzeiten. Dede (Andre Bettencourt) war ein großer Spender. Sie alle kamen, um ihre Umschläge entgegenzunehmen, manchmal bis zu 100.000 Euro oder sogar 200.000 Euro", zitierte Mediapart Claire T. Sarkozy sei in den 1990er Jahren regelmäßig Gast in der Villa gewesen, als er Bürgermeister von Neuilly gewesen sei. "Nicolas Sarkozy hat auch immer seinen Umschlag bekommen. Es geschah in einem der kleinen Salons im Erdgeschoss neben dem Speisezimmer. Normalerweise war es nach dem Essen soweit", schrieb Mediapart unter Berufung auf Claire T.
Die Berichte dürften Sarkozy äußerst ungelegen kommen. Seine Umfragewerte haben einen historischen Tiefpunkt erreicht und die Zustimmungsraten für die meisten seiner Minister befinden sich auf Talfahrt. Am Wochenende mussten zwei Staatssekretäre ihren Hut nehmen. Die beiden hatten sich auf Kosten des Steuerzahlers Privatjet-Reisen und Havanna-Zigarren geleistet. Ihre Entlassung gilt als Versuch der Regierung, den ohnehin ungeliebten Minister Woerth im Amt zu halten. Er ist für die geplante Rentenreform verantwortlich, die im Herbst durch das Parlament soll. Es wird erwartet, dass Sarkozy danach das Kabinett umbildet.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP