Keine Mitschuld an Eurokrise Schäuble nimmt Kohl in Schutz
09.09.2012, 10:36 Uhr
Ein Bild aus alten gemeinsamen Zeiten. Seine persönliche Beziehung zu Kohl erklärte Schäuble im Zuge der CDU-Spendenaffäre 1999 mit einem Satz für beendet: "Ich habe wohl schon zu viel meiner knapp bemessenen Lebenszeit mit dir verbracht."
(Foto: picture-alliance / dpa)
Freunde werden sie niemals werden. Die CDU-Spendenaffäre treibt Wolfgang Schäuble und Helmut Kohl Ende der 90er endgültig auseinander. Doch Jahre später verteidigt Schäuble den Ex-Kanzler gegen Vorwürfe. Die derzeitige Eurokrise sei nicht die Schuld von Kohl.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat den früheren Bundeskanzler Helmut Kohl gegen den Vorwurf in Schutz genommen, er trage eine Mitschuld an der aktuellen Eurokrise. "Die Kritik ist nicht begründet. Die Entscheidung, die D-Mark abzuschaffen, war nicht leicht, aber richtig. Die Einführung des Euro war einer der bedeutendsten geschichtlichen Erfolge Helmut Kohls", sagte Schäuble der "Bild am Sonntag".
Der frühere sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf hatte Kohl kürzlich schwere Versäumnisse bei der Vorbereitung der Gemeinschaftswährung vorgeworfen. "Helmut Kohl war der Zeitplan letztlich wichtiger als die Stabilität", sagte Biedenkopf dem Nachrichtenmagazin "Focus". Darum habe Kohl auch sein politisches Schicksal mit dem Euro verbunden, was eine rationale Debatte verhindert habe. Schon während der Verhandlungen zum Stabilitätspakt sei deutlich geworden, dass die meisten Länder eine strikte Sparpolitik und Haushaltsdisziplin als Einmischung in ihre politische Souveränität ablehnten, sagte Biedenkopf weiter. "Kohl konnte nicht ernsthaft darauf hoffen, dass die Stabilitätskriterien eingehalten würden."
Schäuble, der mit Kohl seit der CDU-Spendenaffäre vor mehr als zehn Jahren zerstritten ist, schließt eine Versöhnung aus: "Wir haben gut zusammengearbeitet, ich gehe respektvoll mit ihm und seinem bedeutenden politischen Lebenswerk um, aber alles im Leben hat seine Zeit. Wir haben unsere Beziehung beendet."
Sie seien "enge politische Vertraute, aber keine Freunde" gewesen. "Er war Bundeskanzler, ich war ein zehn Jahre jüngerer politischer Mitstreiter. Kohl hatte andere Freunde", sagte Schäuble. Aus Sicht von Bundesfinanzministers kann es in der Politik keine Freundschaften geben. "Freundschaften und Politik sind eigentlich zwei verschiedene menschliche Lebensbereiche", sagte er.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa