Politik

Der Finger des Anstoßes Schlömer findet Steinbrück "stillos"

Hilft SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück die "Stinkefinger"-Geste? Die Mehrheit der Deutschen lehnt sie ab, Politikberater Spreng sieht einen schweren Fehler. Piraten-Chef Schlömer spricht Steinbrück sogar die Klasse ab, "den Stinkefinger glaubwürdig rüberzubringen".

Die "Stinkefinger"-Geste von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück stößt einer Umfrage zufolge bei den meisten Deutschen auf Ablehnung. Knapp zwei Drittel (62 Prozent) der Bundesbürger finden das Foto des Politikers mit dem ausgestreckten Mittelfinger nicht gut, wie aus einer repräsentativen Forsa-Umfrage für den Fernsehsender RTL hervorging. 30 Prozent der Befragten nahmen das Bild hingegen gelassen auf.

Kritik an Steinbrücks Geste kam auch von Piraten-Chef Bernd Schlömer. "Ich finde es stillos, auch wenn ich nicht auf unbedingte Einhaltung von Regeln oder Etikette achte", sagte Schlömer. "Es gibt andere Wege, Dinge auszudrücken." Scherzhaft fügte er hinzu, Steinbrück habe einfach nicht "die Klasse, das Format, den Stinkefinger glaubwürdig rüberzubringen".

Schlömer zeigte sich aber überzeugt, dass sich Steinbrücks ungewöhnliche Pose nicht weiter auf das Wahlergebnis auswirken werde. Das Thema sei nur so breit aufgegriffen worden, weil der Wahlkampf so langweilig sei, sagte er AFP. "Aber das wird niemanden davon abhalten, die SPD zu wählen."

Hingegen hält der Politikberater Michael Spreng Steinbrücks Geste für einen folgenschweren Fehler. Spreng verwies darauf, dass Steinbrück für das Amt des Bundeskanzlers kandidiere "und nicht als Vorsitzender eines Rockerklubs". Der Wahlkampfmanager von Unionskanzlerkandidat Edmund Stoiber im Jahr 2002 wies vor allem auf eine aus seiner Sicht fatale Bildsprache hin. "Fotos wirken mehr als tausend Worte", sagte Spreng. "Das Foto wirkt allein, und allein wirkt es anstößig."

Thierse: Empörung als Teil des Wahlkampfs

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse kritisierte die entbrannte Debatte als hysterisch. "Die Aufregung und die inszenierte Empörung sind Teil des Wahlkampfs", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Mit dieser Geste habe der Sozialdemokrat keineswegs eine Grenze überschritten, sagte der Sozialdemokrat. Schließlich sei Steinbrück aufgefordert worden, satirisch zugespitzt mit einer Grimasse zu antworten, und habe niemanden persönlich attackiert, sondern vielmehr eine heftige Abwehrgeste gezeigt. Thierse sagte, er halte die "vollständige inhaltliche Nacktheit der CDU-Wahlplakate für erheblich obszöner, weil sie die Intelligenz der Wähler beleidigt".

Steinbrück hatte sich für die Titelseite des "SZ"-Magazins mit ausgestrecktem Mittelfinger ablichten lassen. Der SPD-Politiker hatte im Rahmen einer Serie mit Gestik und Mimik auf Fragen geantwortet. Den sogenannten Stinkefinger zeigte er auf die Frage, "Pannen-Peer, Problem-Peer, Peerlusconi - um nette Spitznamen müssen Sie sich keine Sorgen machen, oder?". Steinbrück betonte, es sei humorvoll gemeint und eigne sich nicht zum Skandal. Von der Union hagelte es daraufhin Kritik, auch in den eigenen Reihen sorgte Steinbrück für Stirnrunzeln.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP

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