Ex-Minister in Athen angeklagt Schmiergeld von Siemens kassiert
27.05.2010, 18:28 UhrDer griechische Ex-Verkehrsminister Mandelis hat eigenen Angaben zufolge fast eine halbe Million DM als "Sponsorenzuschuss" für den Wahlkampf der Pasok-Partei kassiert. Mandelis war zuständig für die Digitalisierung des griechischen Telefonnetzes und die Modernisierung der Bahnen.
Der frühere griechische Verkehrsminister Tassos Mandelis hat gestanden, Schmiergeld in Höhe von mindestens 450.000 DM kassiert zu haben. Das Geld sei als "Sponsorenzuschuss" auf ein Konto in der Schweiz eingezahlt worden, sagte der sozialistische Ex-Minister vor einem Untersuchungsausschuss des Parlamentes in Athen.
Mandelis wurde nicht festgenommen, weil die Sache verjährt sei, berichtete die griechische Presse. Die Staatsanwaltschaft von Athen erhob jedoch Anklage gegen den Ex-Minister wegen Annahme von Schmiergeldern. Zudem werde untersucht, ob er auch andere Straftaten wie Steuerhinterziehung begangen habe, hieß es.
Mandelis wurde die Ausreise aus Griechenland verboten. Berichte, nach denen er das Land in Richtung Aserbaidschan verlassen habe, stellten sich inzwischen als falsch heraus. "Ich bin in Griechenland und stehe der Justiz zur Verfügung", sagte Mandelis im griechischen Fernsehen.
Siemens-Zentrale in Maroussi durchsucht
Mandelis' Angaben zufolge sich ein Unbekannter telefonisch bei ihm gemeldet. Er habe gab sich als Vertreter der Siemens-Zentrale ausgegeben und ihm angeboten, seinen Wahlkampf zu unterstützen.
Beamte der Steuerfahndung durchsuchten die Zentrale von Siemens-Griechenland in der Vorstadt Maroussi. Eine Erklärung dazu gab es nicht, wie das Staatsfernsehen berichtete.
"Ex-Minister packt aus - Sozialisten unter Schock", lautete der Tenor in der Presse. Der regierende sozialistische Ministerpräsident Giorgos Papandreou hatte wiederholt angekündigt, er werde gegen Vetternwirtschaft und Korruption im Land vorgehen. "Wir werden bluten, aber wir werden es schaffen", sagt er immer wieder.
Mandelis war von 1988 bis 2004 auch zuständig für die Digitalisierung des griechischen Telefonnetzes und die Modernisierung der griechischen Bahnen. Er war ein enger Mitarbeiter des ehemaligen griechischen Ministerpräsidenten Kostas Simitis, der das Land zwischen 1996 und 2004 regierte. Simitis erklärte, nach diesen Enthüllungen sei er bedrückt und erzürnt.
Geld im Koffer und in dunklen Kanälen
Nach Schätzungen in der griechischen Presse könnte Schmiergeld in einer Gesamthöhe von bis zu 100 Millionen Euro an Politiker und Funktionäre geflossen sein. Bereits vor drei Jahren hatte ein anderer hoher Funktionär der Sozialisten gestanden, er habe eine Million Mark in einem Koffer von Siemens-Mitarbeitern erhalten und diese in die Kasse der Sozialistischen Partei (Pasok) eingezahlt. Bei Siemens sollen in den vergangenen Jahren über 1,3 Milliarden Euro in dunklen Kanälen verschwunden sein. Ein Großteil des Geldes soll im Ausland als Schmiergeld eingesetzt worden sein.
Quelle: ntv.de, dpa